Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

616 
steckungsfähigkeit der Lungenseuche dann zur höchsten Potenz 
gesteigert wird, wenn sich die daran leidenden Thiere bereits 
im Stadium der Reconvaleszenz befinden, weil in vdiesem 
Stadium das ganze Bestreben der Heilkraft der Natur dahin 
gerichtet ist, die übermächtige Menge der in des Parenchym 
der Lunge abgelagerten plastischen Produkte, mithin auch das 
an dieselben gebundene Kontagium auf allen Wegen und folglich 
auch durch die Lungen-Exhalation so viel als möglich zu 
beseitigen. 
Deßhalb wurde denn auch bei dieser Kuh eine Behandlung 
eingeleitet, von welcher mit Wahrscheinlichkeit erwartet werden 
konnte, daß in Folge derselben das Thier zur Wiedergenesung 
geführt werden könnte, insoferne nemlich bei der einmal aus- 
gebildeten Lungenseuche überhaupt von Wiedergenesung gesprochen 
werden kann. 
Das zu diesem Zwecke gewählte und täglich bis zu der 
Dosis einer Unze gegebene schwefelsaure Eisen entsprach den 
gesagten Erwartungen vollkommen, und schon nach neunzehn- 
tägiger Dauer dieser Behandlung konnte es keinem Zweifel 
mehr unterliegen, daß die Krankheit, des Heilverfahrens unge- 
achtet, zwar aus dem ersten in das zweite Stadium, aus diesem 
jedoch in das Stadium der Wiedergenesung übergegangen war. 
Wie es aber bei allen derartigen Heilungen geschieht, daß ein 
eigentlicher, bis zur Wiederherstellung der normalen Textur des 
Lungengewebes führender Rückbildungsprozeß nicht mehr er- 
möglichet werden kann, so auch hier; die größere Hälfte der 
kranken rechten Lunge wurde nämlich von der Organisation 
ausgeschlossen, es kam jener Prozeß zu Stande, in Folge dessen 
der als amorph zu betrachtende Theil der Lunge abgekapselt 
wird, und somit auch allmählig dem Chemismus verfällt. 
Dadurch wurde aber gerade jenes Verhältniß herbeigeführt, 
in welchem allen bisherigen Erfahrungen zu Folge eine An- 
steckung am leichtesten und ehesten erfolgt. 
Obwohl nun diese Kuh volle 6 Wochen in unnnter- 
brochener Berührung mit den 2 gesunden Thieren stand, be- 
ständig mit ihnen aus einer Krippe fraß und aus einem 
Gefäße trank, obwohl auch von ihr alle Sekrete genommen und 
auf die Schleimhäute der Gesunden übertragen wurden, so ist 
es doch nicht gelungen, dieselben krank zu machen. 
Als bei dem Gutsbesitzer v. Hirsch zu Planegg die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.