Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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Durch die seither erhaltenen 3 Fälle, in welchen die 
Thiere den Folgen der Impfung unterlagen, insbesondere aber 
durch den letztgenannten Fall, wo dieser Ausgang zu Stande 
kam, ohne daß früher eine Ansteckung auf natürlichem Wege 
stattgefunden hatte, die Lunge also auch völlig gesund war, 
aufmerksam gemacht, drängte sich dem Unterzeichneten die Frage 
auf, ob an diesen und ähnlichen ungünstigen Ausgängen nicht 
vielleicht der Umstand Schuld trage, daß er, der von Anderen 
gegebenen Vorschrift gemäß, den Impfstoff vielleicht auch in 
etwas zu großer Menge in das subcutane Zellgewebe brachte 
und ob es nicht genüge, eine viel geringere Quantität Lymphe, 
wie dieß analog ja auch bei jeder anderen Impfung geschieht, 
blos unter die Epidermis zu bringen? 
Dem entsprechend hat er denn auch bei den von Herr- 
mann zuletzt gekauften 5 Stücken die Impfung vorgenommen, 
die Impfnadel nur einfach in die frisch, aus der kranken Lunge 
gepreßte Lymphe getaucht und dieselbe blos unter die Epidermis 
geführt, und es sind hiernach wohl die erwünschten Erscheinungen, 
aus deren Eintreten auf den Erfolg der Impfung geschlossen 
wird, leichte Anschwellung und Ausschwitzung nämlich, jedoch 
weitere üble Folgen nicht entstanden. 
Fassen wir nun die Ergebnisse der an 55 theils ganz ge- 
sunden, theils schon verdächtigen Thieren vorgenommenen 
Impfung zusammen, so dürfte sich daraus ergeben: 
1) daß ganz reine, wasserhelle und unblutige Lymphe, 
besonders wenn dieselbe schon ein paar Stunden früher aus 
einer kranken Lunge ausgepreßt und bis zum Gebrauche in 
einem, wenn auch gut verschlossenen Gefäße, aufbewahrt wurde, 
einen brauchbaren Impfstoff nicht liefere, daß sich hiezu viel- 
mehr am besten blutige Lymphe aus der Lunge eines im ersten 
oder zweiten Stadium der Lungenseuche stehenden Thieres, bei 
welchem die Krankheit einen gutartigen oder regelmäßigen Ver- 
lauf genommen hat und zwar nicht aus der am meisten ent- 
arteten Stelle, sondern aus der Mitte zwischen dieser und der 
Grenze der gesunden Parthie entnommen, eigne, wobei es aber 
am geeignetsten erscheint, diese Lymphe erst in dem Augenblicke, 
wo dieselbe verwendet werden soll, auszupressen, um sie so 
unmittelbar aus der wo möglich noch warmen kranken Lunge, 
auf das zu impfende Thier überzutragen, daß aber hiezu stets 
nur eine ganz geringe Menge, soviel nämlich, als in der Rinne
	        
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