Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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daß sich zwischen den Klauen sowohl der Vorder= als Hinter- 
füße die Haut in Form einer Blase nach der Länge des Spaltes 
erhebt, und mit einer sehr scharfen, gelbgrau-gefärbten Lomphe 
füllt. Werden diese Blasen nicht gleich nach ihrer Ausbildung 
künstlich geöffnet, oder wenn sie von selbst zerplatzen, die 
Oeffnung derselben erweitert, so erhält die in ihr enthaltene 
Lymphe durch das längere Verweilen eine ätzende Eigenschaft, 
frißt dann um sich, und bildet beträchtliche Geschwüre, die bei 
gröberer Vernachläßigung oder ungeeigneter Behandlung den 
Beinfraß und das Ausschuhen zur Folge haben. 
3) Nach den bisherigen Erfahrungen ist die fragliche 
Maul= und Klauenseuche an und für sich nicht lebensgefährlich, 
jedoch mindert sie den ökonomischen Erwerb bedeutend, und 
schwächt die davon ergriffenen Viehstücke nicht selten sehr. 
Gänzliche Sorglosigkeit des Vieh-Eigenthümers, oder andere 
hinzugekommene, oder schon früher bestehende Vieh-Krankheiten 
allein führen den Verlust der erkrankten Thiere herbei. 
4) Scheint das Ursächliche dieser Seuche größtentheils in 
den unbekannten besondern klimatischen und atmosphärischen 
Einflüssen zu liegen, und es ist demnach zur Entkräftung der- 
selben gesunde, reine, und ordentliche Fütterung 
dann Wart und Pflege des erkrankten Thieres unerläßliche 
Vorbedingung. Und da 
5) die von der Oberhaut nach dem Zerplatzen der Blattern 
entblößten Mund= und Rachen-Flächen viel reizbarer als ge- 
wöhnlich sind, und das Kauen erschweren, so muß man den 
kranken Thieren bei dem Ausbruche der Mund-Blattern und 
dem Abtrocknen derselben, Gesoffe von Mehl oder Kleien 
bereitet reichen, und damit klein gehackte Futter -Kräuter 
und andere weiche Vegetabilien (Abfälle von Küchen-Kräutern) 
mischen. 
Bezüglich auf die kranken Klauen, ist die Streu mit reinem 
Stroh öfter zu erneuern, damit der Koth und andere Unreinig- 
keiten die an den Klauen-Ränden ausschwitzenden Feuchtigkeiten 
nicht schärfer machen, und zu tiefen Vereiterungen Gelegenheit 
geben. Ueberhaupt muß man die Reinlichkeit der Ställe, worin 
an der Maul= und Klauenseuche kranke Thiere stehen, in keiner 
Hinsicht vernachläßigen, und selbst während der Kälte vorsichtige 
Durchlüftung derselben nicht scheuen. 
6) Da die wunden Maul= und Klauen-Flächen lediglich
	        
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