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derselben in einen großeren oder kleineren Bezirk durch strenge
Sperren nicht vermieren werden kann und deßhalb zur wahren
Landes-Plage, zu einer Geißel wird, der eft große Länderstriche
ihren Tribut zollen müssen. So hatte diese Seuche in unserem
Jahrhunderte 1804, 6, 9, 10, 11, 14, 17, 19, 23, 34, 38, 42
und 1855 eine sehr große Ausdehnung, über fast alle Länder
Europas, von Rußlands Grenzen bis an den äußersten Westen
unseres Erttheils, gezeigt. Die Seuche kommt im Gebirge
sowehl als in Thälern vor und ergreift dann gewöhnlich alle
empfänglichen Stücke. Als nicht empfänglich für die Seuche
darf die Erfahrung höchstens ½ des in einem gegebenen Be-
zirke von der Seuche heimgesuchten Viehstandes bezeichnen.
Ihre Verbreitung geschieht gewöhnlich schnell und man wilt
einen bestimmten, raschen Zug der Seuche von Osten nach
Westen, gewöhnlich den Hauptverkehrswegen als Landstraßen,
Märkten, Flüssen u. A. folgend, gesehen haben. Die Seuche
bindet sich an keine Jahreszeit, wiewohl früher allgemein ange-
nommen war, daß die heiße Jahreszeit ihr Vorkommen be-
günstige. Man sieht dieselbe sich im Frühjahre und Sommer
sowohl als im Spätherbste und Winter entwickeln und scheint
nur ein rascher Wechsel in der Witterung, wie kühle, regnerische
Tage auf große Hitze und Dürre, auf das Nachlassen ja sogar
Verschwinden der Seuche einen Einfluß zu üben. Einmaliges
Befallenwerden der Thiere schützt übrigens nicht vor weiteren
Anfällen.
§. 3. Die Urfachen — dieser Seuche müssen nach zwei
wesentlichen Richkungen betrachtet werden: a) als Ursachen der
freiwilligen Entstehung und Weiterverbreitung und b) als Ur-
sache der böswilligen (7) Entstehung. Als Solche beschuldigek
man hier vor Allem allgemein-wirkende Schädlichkeiten, welche
als vorzugsweise zur Hervorrufung des rothlaufartigen Charakters
geeignet bekannt sind, wie anhaltend trockene und heiße Witterung,
Wassermangel, Grasmangel, Vorhandensein vielen Staubes,
nasse Herbst-Weide r:c., sodaun auch noch eine eigenthümliche,
bis jetzt unbekannte Beschaffenheit der atmosphärischen Luft,
ein sogenanntes Miasma. Die Lage des Aufenthaltsortes, die
übliche Fütterung, Lebensweise der Thiere, Wart und Pflege
derselben stehen in keinen besonderen ursächlichen Beziehungen
zur Seuche. — Ursachen der Verbreitung der Maul= und
Klauen-Seuche dagegen sind: a) ein fixes und b) ein flüchtiges