676
Beziehung werden diese guten Resultate nicht erzielt werden
können. Bei gutartiger Epizootie sind lediglich Belehrungen
und vernünftige Anweisungen an die Viehbesitzer zu empfehlen,
worin denselben gesagt wird, wie sie die Seuche auf ihrem
Zuge zu empfangen und zu behandeln haben. Ist die Maul-
und Klauenseuche hingegen bösartig, verbindet sie sich mit den
im §. 6. angeführten Krankheiten oder folgen ihr die im §. 7
Genannten nach, ist die Seuche nicht spontan entstanden und
verbreitet sie sich nicht auf miasmatischem Wege, sondern ist
die Ausdehnung der Seuche offenbar ohne Einwirkung eines
Miasmas lediglich durch die Ansteckung bedingt: so sollen strenge
polizeiliche Verkehrs-Sperren die gefährliche Weiter-Verbreitung
der ausgearteten Seuche bekämpfen. Trennungen der Kranken
von den Gesunden sind nicht überall und nicht zu jeder Jahres-
zeit auszuführen; auch verschleppen die Wärter des abgesonderten
Viehes die flüchtige Krankheit zu sehr. Bei gutartiger Maul-
und Klauen-Seuche zieht die Unterlassung der Trennung keine
Nachtheile nach sich; höchstens kann man damit ein mehr ver-
langsamtes, absatzweises Durchseuchen bezwecken. Dafür be-
fleißige sich ein jeder Oekonom einer zweckmäßigen Behandlung
des gesunden und kranken Viehes beim Ausbruche der Seuche
und lasse dieselbe, wie es nachfolgende 8§. vorschreiben, an die
Stelle mancher Mängel und Vorurtheile treten.
§. 10. Behandlung des gesunden Viehes in
einem Orte, welcher in der Nähe einer von Maul-
und Klauen-Seuche heimgesuchten Gegend liegt.—
Man halte die Ställe mäßig temperirt, eher zu kühl als zu
warm; man vermeide in denselben einerseits große Zugluft
und andererseits sorge man durch Oeffnen von Thüren und
Fenstern für rechtzeitige Luft = Erneuerung. Man sorge für
große Reinlichkeit im Stalle, namentlich für öftere Entfernung
des Mistes, der Jauche u. A., man halte die Barren und Tröge
der Thiere rein u. s. w. Als Futter wähle man für das Rind-
vieh ein wo möglich weiches Futter, als Schlapp= oder Brüh-
Futter aus Kleie, Schrot, gekochten Kartoffeln, Rüben u. A.
Den Schweinen gebe man saure Milch, Molken mit Kleie und
den Schafen ein feines Heu. Man tränke die Thiere reichlich
mit frischem, doch nicht eiskaltem Wasser; gut sind auch ge-
salzene Mehltränke. Man gebe allen gesunden Thieren, nament-
lich den Schafen, fleißig Kochsalz auf das Futter gestreut oder