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noch besser, Mund auf Mund gelegt, indem man die Nase des
Ertrunkenen so lange zuhält, bis sich die Brust hebt. Sobald
dieses geschehen, läßt man mit Einblasen nach, die Nase wird
auch freigelassen, und dabei die Brust gedrückt, daß die einge-
blasene Luft wieder aus den Lungen herausgeht. Hernach wird
wiederum eingeblasen, und damit, wie bei dem natürlichen
Athemholen, abgewechselt, bis entweder etwas Bewegung im
Pulse oder am Herzen verspürt wird, oder auch alle Hilfe ver-
geblich ist. Während des Lufteinblasens streicht Einer den Kör-
per vom Unterleib gegen die linke Seite der Brust hin; ein
Anderer gibt dem Ertrunkenen von halben zu halben Stunden
ein Klystier von lauwarmem Wasser und ein Dritter wiederum
bespritzt die entblöste Herzgrube oft mit kaltem Wasser oder
läßt es tropfenweise, so hoch es angeht, auf die Herzgrube
langsam herabfallen. Man kann auch wollenes Zeug in eine
lauwarme Abkechung von Camillen, Krausemünze oder Melissen
getaucht, öfters um Arme und Füße schlagen, wenn sie sich
nicht erwärmen wollen, und überhaupt den ganzen Körper mit
einer in Oel getauchten, weichen Bürste fortwährend bürsten.
Ist eine Electrisirmaschine in der Nähe, so kann man ganz ge-
linde Schläge vorne von der böten Rippe der rechten Seite bis
zur 7ten der linken Seite hingehen lassen, und sie von 5 zu 5
Minuten wiederholen. An die Fußsohlen legt man erwärmte
Ziegel und auf den Bauch Säckchen mit warmer Asche gefüllt
Bemerkt man während dieser Behandlung einige Spuren des
wiederkehrenden Lebens darin, daß die Lippen sich etwas röthen,
daß sich Schaum vor dem Munde zeigt, daß im Purlse einige
Bewegung entsteht, daß der Einblasende in den Lungen etwas
Widerstand verspürt und daß um einen in den Mastdarm des
Ertrunkenen gebrachten Finger einiges Zusammenziehen gefühlt
wird oder entstehen deutliche Kennzeichen des Lebens, z. B.
Zuckungen im Gesichte oder andern Theilen, insbesondere an
Augenlidern und Mund, wirkliche Bewegung des Herzens,
einiges Athmen und Kollern in den Gedärmen, so fährt man
mit obigen Mitteln fort, veranstaltet noch dabei ein mäßiges
Reiben der Fußsohlen, des Unterleibes und der Herzgrube mit
warmen Flanell-Lappen, und gibt Klystiere von Camillen oder
Fliederthee, in welchen 2 Loth Kochsalz aufgelöst sind, oder
von 3 Theilen Wasser und 1 Theile Essig. Das Einblasen der
Luft muß aber desto seltener geschehen, jemehr der Ertrunkene