Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 3. Band. Die Medizinalpolizei (Fortsetzung). (3)

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wie dieses der Sehkraft sehr nachtheilig ist. Besonders schäd- 
lich ist es z. B. sogleich nach dem Erwachen aus dem finsteren 
Schlafgemach in ein hell beleuchtetes Zimmer, oder gar in das 
helle Freie überzutreten. Jeder Uebergang von einem dieser 
Extreme in das andere soll erst allmälig vermittelt werden. 
13. Ebenso meide er jeden allzuheftig einwirkenden Licht- 
strom, z. B. den lebhaften Sonnenschein, welcher ein weißes Pa- 
pier beleuchtet, worauf er schreibt, oder das Buch, worin 
er liest. 
14. Daher soll der Schüler seinen Schreibtisch so stellen, 
daß das Auge weder dem unmittelbaren Sonnenscheine, noch 
einer gegenüberstehenden weißen, vom Sonnenlichte beschie- 
nenuen Wand, oder einer blendenden Schneefläche u. dergleichen 
ausgesetzt ist. 
15. Der Schüler soll sein Auge nicht allzulange bei der- 
selbigen Arbeit anstrengen, indem der gesunde Zustand 
dieses Organs eine verhältnißmäßige Abwechslung ohne allzu- 
heftigen Reiz desselben erfordert. 
16. Vorzüglich augenstärkend ist es, unter Einwirkung der 
frischen Luft, im Freien auf grüne Gegenstände, z. B. auf 
Wiesen und Wälder zu blicken, sowie eine tägliche Bewegung 
im Freien sehr wohlthätig auf die Gesundheit des ganzen Kör- 
pers einwirkt. Das Lesen bei dem Gehen oder Fahren ist, 
als augenschädlich, ebenfalls zu vermeiden. 
17. Der Schüler vermeide endlich den Genufß allzusehr ge- 
würzter Speisen und das Blut erhitzender Getränke, sowie alle 
Ausschweifungen anderer Art, da dieses alles die Sehkraft nicht 
bloß schwächt und allmälig untergräbt, sondern öfters sogar 
ihren gänzlichen Verlust zur Folge hat. 
18. Die Unmäßigkeit und Leidenschaften zerstören; Mäßig- 
keit und Gemüthsruhe kräftigen und erhalten diesen edelsten der 
Sinne, welchen der gütige Schöpfer den Menschen zur För- 
derung ihres leiblichen und geistigen Wohles verliehen hat. 
Wie schwer verfündiget sich daher nicht jener, der ein so vor- 
zügliches Geschenk Gottes vernachläßigt, oder auf sträfliche 
Weise gar zu Grunde richtet? 
Aschaffenburg, am 2. Januar 1844. 
Dr. Hoffmann, 
k. Hofrath, Direktor des Lyceums zu Aschaffenburg, Professor der 
Mathematik und Physik rc.
	        
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