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--- 0,2400 aller Eingeschätzten allein 30,62% des Gesamt-
steuersolls, also rund ebensoviel als die Klassen bis mit 2800M.
Einkommen aufbringen. |
Die Personen mit einem Einkommen über 400--1400 M., die
72,45% oder nahezu 3/, aller Eingeschätzten ausmachen, tragen
insgesamt 16,150, d. h. noch nicht ganz 1/, der Gesamtsteuer-
last; sie bringen also nicht viel mehr an Steuern auf als die
562 Einkommen über 100 000 M. (= 0,03% aller Eingeschätz-
ten), die 14,68% des Gesamtsteuersolls tragen. Hierbei ist
aber noch zu berücksichtigen, daß der Unterschied zwischen
Steuer-Sollund Steuer-Istin den unbemittelten Klassen natür-
lich viel mehr ins Gewicht fällt als bei den sehr hohen Ein-
kommen.
2. Die Entwicklung der kleinen, mittleren und grolsen
Einkommen von 1879 bis 1902.
Eine der wichtigsten, aber auch der schwierigsten Fragen
bezüglich der Entwicklung des Volks- oder Bevölkerungsein-
kommens ist jene nach der Gestaltung des Verhältnisses zwi-
schen kleinen, mittleren und großen Einkommen eines Landes.
Wenn von mancher Seite behauptet wird, daß der „Mittel-
stand“ in unserer „kapitalistischen“ Zeit immer mehr und mehr
zurückgeht, auf der andern Seite das Proletariat und die Zahl
der sehr reichen Leute besonders stark zunimmt, so ist diese
Behauptung unerwiesen und für Deutschland zunächst als un-
richtig zurückzuweisen. Nur das ist zuzugeben, daß für jene
wenigen Länder, in denen seit längerer Zeit Einkommen- oder
Vermögenssteuern existieren, die Tendenz erkennbar ist, daß
die sehr großen Einkommen und Vermögen an Zahl und Umfang
schneller zunehmen als die mittleren und kleinen. Solche Ent-
wicklung läßt sich namentlich für das Königreich Sachsen kon-
statieren, da hier ununterbrochene vergleichbare Daten für
eine rund 25jährige Periode vorliegen.
Es sei schon hier bemerkt, daß nach den Ergebnissen der
Einkommensteuerstatistik von einem Ausbrechen der „Mittel-
sprossen sozialer Leiter“ in Sachsen nicht die Rede sein kann,
denn die mittleren Einkommen sind hier seit 1879 im Verhältnis
zur Gesamtzahl aller Eingeschätzten an Zahl erheblich gewach-
sen. Andererseits ist erfreulicherweise die Tendenz klar er-
kennbar, daß die kleinen Einkommen an Zahl und Umfang ab-
nehmen, woraus zu schließen ist, daß die unteren Einkommen
immer mehr in höhere Einkommensstufen aufsteigen. Am
stärksten freilich sind verhältnismäßig die großen Einkommen
an Zahl und Umfang gestiegen. —
Zum Zwecke der Untersuchung der Entwicklung der klei-
nen, mittleren und großen Einkommen eines Landes sind die
im Einkommensteuergesetz unterschiedenen Einkommensklassen