Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Aus den Jahren 1850 bis 1866 111 
den Hof, ja selbst den König durch meine Rede in der kurhessischen 
Frage spinnefeind gemacht. Vernehmen nun diese Herren, daß ich 
„auf meinen besonderen Wunsch“ zum Mitgliede des Herrenhauses ernannt 
worden bin, so wird daraus der Schluß gezogen, daß ich meine hiesige 
Stellung ganz verlassen wolle, daß ich also aufhören wolle, Bayer zu sein, 
daß ich gar nichts mehr von ihnen wissen wolle. Dies ist aber nicht der 
Fall; ich glaube im Gegenteil, daß beide Stellungen sich recht gut vereinigen 
lassen. Man wird mir ferner folgendes vorwerfen: man wird sagen, ja 
jetzt begreifen wir, warum der Fürst Hohenlohe sich in der kurhessischen 
Frage so entschieden ausgesprochen hat. Wir haben es ja immer gesagt, 
es ist bloß die Partei des Nationalvereins, die die kurhessische Frage in 
Bayern aufs Tapet gebracht hat. Der Fürst Hohenlohe gehört also auch 
zu der Partei, denn er hat sich ja um eine Stelle im preußischen Herren- 
haus beworben, er will also Bayern an Preußen verkaufen und was 
dergleichen Unsinn mehr ist. 
Wenn also der König die Gnade hätte, mich auf Grund dessen, daß 
ich Besitzer des von Seiner Majestät dem Könige Friedrich Wilhelm IV. be- 
stätigten zweiten Fideikommisses bin, ohne daß ich mich darum bewerbe, zum 
Mitgliede des Herrenhauses zu ernennen, so würde ich dafür sehr dankbar 
sein, und ich könnte hier die Sache als eine sich ganz von selbst verstehende 
Folge meines preußischen Grundbesitzes darstellen. Eine Eingabe ist mir 
in diesem Augenblick sehr schwer. 
6. Reisen nach Baden, Schlesien und Berlin, Paris und 
Karlsruhe und zum Frankfurter Fürstentag 
(1861 bis 1863). 
Baden--Baden, 17. Juli 1861. 
Die Nachricht von dem Attentat ) veranlaßte mich, nach Baden zu 
reisen, um dem König von Preußen meine Verehrung zu bezeigen. 
Ich fand schon unterwegs mehrere hohe Persönlichkeiten, die ebenfalls 
nach Baden reisten, teils im Auftrage ihrer Souveräne, teils aus eignem 
Antriebe, so Graf Adlerberg u. a. 
In Baden war noch alles voll Entrüstung über die Tat und voll 
Freude über die wunderbare Rettung des Königs. Die Pistole soll eigentlich 
à bout portant abgefeuert worden sein. Die Kontusion ist ziemlich stark, 
doch geht der König aus, obgleich sein Hals noch etwas steif ist, wie ich 
heute auf der Promenade bemerkte, als er mit mir sprach. 
Ich meldete mich gestern bei meiner Ankunft bei den diensttuenden 
  
1) Das Attentat des Studenten Becker am 14. Juli 1861.
	        
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