Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Aus den Jahren 1850 bis 1866 147 
1. die päpstliche Enzyklika, 1) die im allgemeinen unter den deutschen 
Katholiken keinen günstigen Eindruck gemacht hat, 
2. die Frage, wer in Preußen bei dem Kampfe zwischen Regierung 
und Volk den Sieg davontragen wird, 
3. die damit zusammenhängende Lösung der schleswigholsteinschen 
Frage, ob der Herzog Friedrich selbständiger Monarch von Schleswig- 
Holstein oder dieses preußische Provinz werden wird, 
4. der amerikanische Krieg. Dieser greift besonders in Süddeutsch- 
land tief in die materiellen Interessen ein. Nicht allein leiden unsre Baum- 
wollspinnereien in einer Weise, die deren Existenz in Frage stellt, sondern 
auch die Kapitalbesitzer, die ihr Geld in amerikanischen Papieren angelegt 
haben, sehen mit Spannung auf die Entwicklung des Kriegs und ersehnen 
den endlichen Frieden und den Sieg der Nordstaaten. Dazu kommt, daß 
die Sympathie der demokratischen Bevölkerung Süddeutschlands aus politi- 
schen Gründen auf seiten der Nordstaaten steht. 
Was endlich Bayern betrifft, so kann ich die Bemerkung nicht unter- 
drücken, daß wir den liebenswürdigsten Monarchen haben, der mir noch 
je vor Augen gekommen ist. Er ist eine durchaus edle, poetische Natur. 
Sein Wesen ist so außerordentlich einnehmend, weil man fühlt, daß seine 
Höflichkeit der Ausdruck eines wohlwollenden Herzens ist. Dabei fehlt es 
ihm nicht an Verstand und Charakter. Ich hoffe, daß die Aufgaben, 
welche ihm während seiner Regierung bevorstehen, nicht seine Kräfte über- 
steigen möchten. 
Die vorstehenden Aufzeichnungen des Fürsten über seine Reisen und 
über politische Eindrücke geben kein Bild von dem reichen und glücklichen 
Familienleben des Schloßherrn auf Schillingsfürst, das sich gerade in dieser 
ruhigen Periode von 1853 bis 1866 stetig entwickelte. Am 30. November 
1847 war dem fürstlichen Paare die älteste Tochter Elisabeth geboren, 
am 6. Juli 1851 die Prinzessin Stephanie. Am 5. Juni 1853 wurde 
ihm der Stammhalter geschenkt, der jetzt regierende Fürst Philipp Ernst. 
Ein am 14. Oktober 1857 geborener Sohn Albert wurde den Eltern im 
Frühling 1866 durch die Diphtheritis entrissen. Endlich wurden am 6. August 
1862 die Zwillinge Prinzen Moritz und Alexander geboren. 
Im Jahre 1858 erwarb der Fürst das Haus an der Briennerstraße 
in München, welches er dann während der Sitzungen des Reichsrats mit 
seiner Familie bewohnte. Im Jahre 1865 kaufte er ein Bauernhaus in 
  
1) Die Enzyklika „Kuanta Cura“ vom 8. Dezember 1864 mit dem „Syllabus“.
	        
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