Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Aus der Jugend (1819 bis 1847) 7 
sein könnten. Ich konnte nicht das Glück haben, lange mit ihr zu sprechen, 
da ich nicht oft neben sie zu sitzen kam. Den Abend ward auf die Ruine 
Godesberg gestiegen, wo ein alter Graf Beust den Grafen Erbach zur 
allgemeinen Belustigung eine Weinbergsmauer hinunterredete. Beide waren 
nämlich so tief im Gespräch versunken, daß sie nicht merkten, wie sie sich 
dem Abgrund näherten, bis Erbach unten lag, natürlich ohne sich zu 
beschädigen. Den folgenden Tag war ein Diner von Professoren bei dem 
Fürsten, dem wir nicht beiwohnten. Nachmittags machten wir mit der 
fürstlichen Familie eine Partie auf die Rosenburg, den Kreuzberg und 
tranken in Godesberg Tee. Wo man sich denn allerseits empfahl. Die 
Prinzessin Mathilde 1) sieht sehr wohl aus. 
Am Montag kommt der Herzog von Koburg, 2) von England zurück- 
kehrend, hierher ... Du siehst, es geht hier ziemlich bunt zu. Wir sammeln 
für die Zukunft Samen, der nützliche Früchte bringen wird. 
Unsre Schwimmübungen von 1 bis 3 Uhr jeden Tag sind höchst 
angenehm. Die Gesellschaft — der Erbprinz, der Prinz von Koburg, 
Prinz von Löwenstein, Erbach und wir — ist immer sehr vergnügt und 
laut. Einen Kahn haben wir uns zurechtmachen lassen, auf dem sämtliche 
Fahnen wehen, in welchem wir uns selbst rudern. 
Mit Beginn der Ferien 1838 trat der Prinz mit seinen Brüdern 
Viktor und Philipp Ernst eine Schweizer Reise an. Die Reisenden fuhren 
den Rhein hinauf nach Mannheim und Leopoldshafen. Dort wurde das 
Dampfschiff verlassen. Die Reise ging nun über Karlsruhe, Baden, Frei- 
burg, durch das Höllental nach Schaffhausen, Zürich, Zug, über den Rigi 
nach Luzern, Langnau, Bern, schließlich über Lausanne nach Genf, wo im 
Hotel des Bergues abgestiegen wurde. Nach einem Ausfluge nach Chamonix 
ließ man sich zum Zwecke französischer Studien in Plongeon bei Genf 
nieder. Der Aufenthalt scheint nicht ausschließlich für Bildungszwecke 
benutzt worden zu sein, denn das Tagebuch meldet: „Torheiten, schöne 
Abende, Erinnerungen! Philipp Ernst und ich im Kastanienschatten sorgen- 
voll. Miß Jones.“ 
Im November verlegten die Prinzen ihren Aufenthalt nach Lausanne, 
wo zuerst, vermutlich mit Bezug auf die anmutigen Erlebnisse in Plongeon, 
„traurige Tage“ notiert werden. Ein Brief an die Schwester vom 
18. Dezember ist in französischer Sprache geschrieben und bekundet den 
Fleiß und das eifrige Bildungsstreben des Prinzen. Von der waadt- 
ländischen Aristokratie, welche die deutschen Prinzen mit Zuvorkommenheit 
aufnahm, werden M. de Blonay, Mesdemoiselles de Seigneur und Madame 
  
1) Spätere Herzogin von Württemberg (1818 bis 1891). 
2) Ernst I. (1784 bis 1844).
	        
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