Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Aus der Jugend (1819 bis 1847) 9 
Im Mai 1839 wurde die Universität Heidelberg bezogen. Unter den 
Kommilitonen nennt das Tagebuch den Fürsten Karl Egon von Fürsten- 
berg (geboren 4. März 1820), den Grafen Erbach-Erbach (geboren 27. No- 
vember 1818), ferner die Badenser Marschall, Dusch und Sternberg. Die 
Briefe an die Schwester bezeugen den großen Fleiß des Prinzen. Jeden 
Morgen von 5 bis 10 Uhr wird gearbeitet, dann beginnen die Vor- 
lesungen, 1!) und erst die Abendstunden sind der Erholung gewidmet. 
Heidelberg, 30. Juni 1839. 
.. Die Auditorien boten bei der Hitze ein herrliches Schauspiel dar, 
alle Studenten zogen ihre Röcke aus, was hier Mode ist. Mir war das 
sehr fatal, da alle diese sonst weiß gewesenen Hemdärmel die frühere 
Weißheit nur erraten ließen, auch übrige Folgen daraus sich einstellten. 
Jetzt wird hier tüchtig studiert, Partien werden wenig gemacht, mit 
Ausnahme einiger abendlicher Spazierritte mit Fürstenberg und Erbach, 
oder einiger Spaziergänge, die ich mit Sternberg und einem Herrn Uhde 
aus Dresden mache. Dieser letztere, ein Freund von Sternberg, ist sehr 
gescheit und angenehm. Diese Spaziergänge ziehe ich allen Partien vor. 
Besonders großen, zahlreichen Spazierritten, für welche Erbach eine große 
Rage hat, wobei er dann gewöhnlich zu fünfen in einer Reihe durch die 
Straße reiten will. 
An die Mutter. 
Heidelberg, 5. August 1839. 
.. Prinz Wilhelm von Preußen (Sohn Seiner Majestät), welcher 
den Nachmittag in Heidelberg erwartet wurde, kam erst um 11 Uhr des 
Abends. Wir konnten also nicht daran denken, ihm dann noch Visite zu 
machen. Heut erfuhren wir, daß er noch bis ½12 Uhr bliebe. Wir 
machten also (Viktor und ich) unfre Visite heute ab. Wir wurden sehr 
freundlich empfangen. Er erkundigte sich, wie lange unfre Studien noch 
dauern würden 2.. Es freute ihn wahrscheinlich auch, daß wir uns 
nach seinem Befinden erkundigten, welches wirklich sehr schlecht gewesen 
sein soll. Zum Abschied wünschte er uns, indem er uns die Hand drückte, 
wir möchten noch recht gut studieren, damit wir desto besser praktisch 
wirken könnten. Ein Wunsch, welcher mich persönlich sehr rassüriert über 
  
1) Der Prinz hörte im Sommer 1839 Lehnrecht, allgemeines europäisches 
Völkerrecht und allgemeines und deutsches Staatsrecht bei Zachariä, Kriminalrecht 
bei Zöpfl, Psychologie und Goethes Faust bei Reichlin-Meldegg, im Winter 1839 bis 
1840 deutsches Staatsrecht bei Morstadt, katholisches und protestantisches Kirchen- 
recht bei Zachariä, deutsche Staats= und Rechtsgeschichte bei Zöpfl und bei Reichlin- 
Meldegg über die philosophischen Systeme Kants, Fichtes, Schellings und Hegels.
	        
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