Aus den Jahren 1850 bis 1866 189
durch mich voraussetze, von der jetzt keine Rede sei und auch keine Rede
sein könne. Ich würde deshalb vorziehen, mich mit der Vorstandschaft
im Ministerrat zu begnügen. Wir hatten dann eine längere Besprechung
über den Rang und erwogen das Für und Wider der Frage, ob ich mir
den Rang vorbehalten solle oder nicht. Ich kam zuletzt zu dem Entschluß,
die Rangfrage nicht als Bedingung meines Eintritts zu behandeln.
Wir kamen dann auf die noch zu besprechenden Punkte des Programms.
Was die Beziehung zur Kirchengewalt betrifft, so machte er darauf auf-
merksam, diesen Punkt lieber auszulassen, da es den Anschein gewinnen
könne, als wolle man der ultramontanen Partei Konzessionen machen, was
sofort einen Sturm erregen werde. Im übrigen ließ mich der König
auffordern, die Grundzüge meiner politischen Anschauungen in einem
besonderen Schreiben niederzulegen und dies an den König zu richten,
darin zugleich mich darüber auszusprechen, ob ich bereit sei, wie dies
Pfordten getan habe, jedes Schriftstück an Gesandte oder auswärtige
Regierungen vorher dem König vorzulegen. Ich beeilte mich, zu erklären,
daß ich keinen Anstand nähme, dies zu versichern, da es mir nur von
Wert sein müsse, der Zustimmung des Königs in allen vorzunehmenden
Schritten sicher zu sein. In der Frage wegen Besetzung von Gesandten-
posten erklärte er, daß der König immer bereit sein würde, auf meine
Vorschläge einzugehen, doch mache er mich darauf aufmerksam, daß die
Gesandten mit dem hiesigen Adel zusammenhingen und daß jede Abberufung
eines solchen mir eine große Anzahl von Feinden machen werde. (Das
bin ich gewohnt.)
In der Frage wegen des Kabinetts und seiner Stellung gegenüber
dem Ministerium erklärte er mir seine Ansicht, nachdem er Neumayrs
Bestrebungen charakterisiert hatte. Er hält eine Einwirkung des Königs
auf die Geschäfte für nötig, will nicht, daß der König bloß die Unterschreib-
maschine in den Händen seiner verantwortlichen Minister sei, und will dem
König diese Stellung wahren. Im übrigen versprach er, loyal und offen
mit mir zu verkehren. Dönniges rät er entschieden nicht im Ministerium
zu verwenden; er wäre nur in der Schweiz zu brauchen, aber an keinem
Hofe, in Florenz nicht wegen des schlechten Eindruckes, den das in Rom
machen würde. An anderen Höfen nicht wegen seiner Grobheit u. s. w.
Ich könnte mich übrigens aus den Akten selbst überzeugen.
Auch auf die Besetzung der Reichsratstellen kamen wir zu sprechen,
ich wies auf Hegnenberg hin, dessen Ernennung mir wünschenswert sei.
Er hatte dagegen nur einzuwenden, daß nach seiner Ansicht ein ganz
populärer Name oder eine tüchtige juristische Arbeitskraft gewählt werden
müsse. Hegnenbergs Zeit sei schon vorüber. Ich erwiderte darauf, daß
was in der Kammer der Abgeordneten abgenützt sei, in der Kammer der