196 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870
können diese Tatsache beklagen, Sie werden aber die Folgen nicht bestreiten
können, welche sich daran knüpfen.
Es folgt daraus, daß Preußen jeden Versuch der süddeutschen Staaten,
der auf den Eintritt in den Norddeutschen Bund gerichtet wäre, zurück-
weisen muß.
Es folgt daraus ferner, daß die Staatsregierung nicht versuchen kann,
über die Vereinigung Bayerns mit dem Norddeutschen Bund in Unter-
handlungen zu treten.
Ich muß überdies ebenso offen aussprechen, daß die Entwicklung der
norddeutschen Bundesverhältnisse, wie sie sich jetzt gestaltet, eine so ent-
schiedene Hinneigung zum Einheitsstaate bekundet, daß ich es mit der
Würde des Landes und den Pflichten der Staatsregierung nicht vereinbar
halte, den bedingungslosen Eintritt in diesen Norddeutschen Bund anzu-
streben. Ich wenigstens würde einem solchen bedingungslosen Eintritt
meine Stimme nicht geben und die Verantwortung desselben nicht über-
nehmen.
Auch glaube ich nicht, daß man sich bei der Bildung des Norddeutschen
Bundes durch die Rücksicht auf den Süden von Deutschland aufhalten
lassen wird. Ebensowenig wird man im gegenwärtigen Augenblick zu-
gunsten des Eintrittes der süddeutschen Staaten Modifikationen in der
Gestaltung des Norddeutschen Bundes vornehmen. "
Wir dürfen uns nicht täuschen, die Entwicklung Deutschlands auf
dem Wege der Einigung schreitet nur langsam vorwärts.
Wenn ich nun die Schwierigkeiten anerkenne, die der organischen
Wiedervereinigung der deutschen Stämme in den Weg treten, so bin ich
doch anderseits fest entschlossen, mich jedem Schritt entgegenzustellen, der
die Erreichung des von mir bezeichneten Zieles verhindern könnte.
Meine Herren! Die Staatsregierung wird keinen südwestdeutschen
Bund unter dem Protektorate einer nichtdeutschen Macht schließen. Ein
solches Bündnis ist in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts
einfach eine Unmöglichkeit. Ebenso ist Bayern nicht in der Lage, ein Ver-
fassungsbündnis süddeutscher Staaten unter der Führung Oesterreichs ab-
zuschließen. Wenn ich den Gang der Entwicklung der inneren Zustände
Oesterreichs richtig beurteile, so scheint mir das deutsche Element mehr in
den Hintergrund zu treten und die Regierung ihre Stütze in den außer-
deutschen Elementen der Monarchie zu suchen.
Ein Verfassungsbündnis mit einem so gestalteten Oesterreich erscheint
weder wünschenswert noch ausführbar.
Wohl aber werde ich es mit Freuden begrüßen, wenn die österreichische
Monarchie aus den inneren Kämpfen, in welchen sie begriffen ist, gekräftigt
und gestärkt hervorgeht, damit sie ihre zivilisatorische Mission als östliche