Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Aus der Jugend (1819 bis 1847) 13 
Am 14. Januar 1841 starb der Fürst Franz Joseph. „Traurige 
Reise nach Corvey. Rückkehr nach Bonn,“ heißt es in dem Tagebuch. 
Zunächst wurde nun die Vorbereitung auf das Auskultatorexamen beendigt. 
Am 3. April bestand der Prinz die Prüfung in Koblenz. Nach dem 
Zeugnisse vom 10. April hatte er „vorzüglich gute Kenntnisse und Fähig- 
keiten“ bewiesen. Die Muße nach dem bestandenen Examen verwendete 
der Prinz für Besuche bei Verwandten. Das Tagebuch notiert: „Fröhliche 
Reise nach Castell über Meiningen, Langenburg, Kupferzell, Wickersheim. 
Wundervolle Maitage. Schöne Erinnerungen einer fröhlichen Vereinigung.“ 
Ueber die innere Entwicklung gibt ein Tagebuchblatt Auskunft. 
Kupferzell, 6. Mai 1841. 
Warum sollte man nicht unter den vielen fühlenden Herzen eines 
finden, das uns versteht, weil es uns innig liebt ? Wahr ist's, die Menschen 
sind so verschieden gerade in dem eigentlich durchaus Individuellen, dem 
Gefühl. Erziehung, Schicksal, Verschiedenheit der Geistesrichtung und 
Anlage gestatten nicht, daß das Auffassen der äußeren Welt bei zwei 
Seelen dasselbe sei. Allein sollte darin das allein bestehen, was wir 
„Verstehen“ in seinem tröstlichen Sinne nennen? Sollte nicht vielmehr das 
Erkennen des fremden Gedankens, der uns neuen Auffassungsweise, das 
Inunsübergehen des fremden Schmerzes, sollten nicht alle diese möglichen 
Berührungen, dieses immer neue Ineinanderleben zweier befreundeter 
Seelen das wahre Verstehen im tröstlichen Sinne sein? Ist ein andres 
wünschenswert und möglich? Ist aber dieses unmöglich? Darum lasse 
ich die Hoffnung nicht sinken! 
Nach dem Tode des Vaters waren die Brüder übereingekommen, daß 
der dritte von ihnen Fürst in Schillingsfürst werden sollte, da die beiden 
älteren, Viktor in Ratibor und Chlodwig in Corvey, durch die Roten- 
burger Erbschaft gebunden waren. Im Juni 1841 reiste der Prinz nach 
Schlesien zum Besuche des älteren Bruders, welcher am 3. November 1840 
seinen Einzug im Schlosse Rauden bei Ratibor gehalten hatte. Der 
Nebenzweck dieser Reise war die Anknüpfung von Verbindungen mit den 
leitenden Persönlichkeiten des preußischen Ministeriums zur Vorbereitung 
des Eintritts in den preußischen diplomatischen Dienst. Der Prinz beschloß, 
ein Gesuch an den König zu richten, um von dem vorgeschriebenen Vor- 
bereitungsdienste bei der Justiz und den Verwaltungsbehörden, welcher 
nach den Anschauungen des hohen Adels nicht standesgemäß war, dispen- 
siert zu werden. Am 21. September 1841 schrieb er der Mutter aus 
Rauden: 
„. . . Unsre Reise nach Breslau ist sehr gut abgelaufen. Ich habe 
mit Graf Stolberg Konferenz gehalten, er war sehr freundlich und gut.
	        
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