Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

1. Aus der Jugend (1819 bis 1847) 
Ueberhaupt sind wir in Breslau von den höchsten Herrschaften, insbesondere 
vom Prinzen von Preußen, auf das freundlichste empfangen worden, so 
daß Graf Styrum sagte: „On voit que le roi vous veut du bien. A votre 
place jien protiterais.“ Und indem er sich zu Viktor wendete, sagte er: 
„II n’'y a pas d'autre moyen d’en profiter, Monseigneur, qdue d’entrer 
au service militaire.“ Was freilich Viktor nicht tun kann . . .“ 
Zur Förderung seiner Pläne hielt sich Prinz Chlodwig im Herbst in 
Berlin auf. „Schöne Versprechungen,“ notiert das Tagebuch. Um die 
Entscheidung abzuwarten, begab er sich im Spätherbst nach Corvey. Die 
Entscheidung blieb lange aus. Ungeduldig darüber erwog er auch die 
Möglichkeit, auf den Staatsdienst ganz zu verzichten und in Corvey als 
freier Edelmann nach eignem Geschmack zu leben. Aber die innere Nötigung 
zu politischem Wirken war doch zu stark, um einen solchen Verzicht auf 
die Dauer annehmbar erscheinen zu lassen. So schreibt er der Mutter 
von Corvey am 23. November 1841: „Mein bisheriger Aufenthalt in 
Corvey hat mir die Unmöglichkeit mehr und mehr dargetan, mich je hier 
zu etablieren. Das hat sein Gutes. Ich steuere nun heimatlos in die 
Welt und muß mit Eifer einen Berufszweck verfolgen, bei dem eine solche 
Heimatlosigkeit das Allerbeste ist ... Wenn ich nur endlich Gewißheit 
hätte und meinen Winteraufenthalt beginnen könnte! Wenn ich keine 
Aufnahme in die Diplomatie finde, so werde ich suchen, in England in 
das Militär zu treten, um dann die chinesische Expedition mitzumachen. 
Der Plan ist aber noch sehr unreif.“ 
Corvey, 19. Dezember 1841. 
.. Eben erhalte ich einen Brief von Löwenstein, der mich bestimmt, 
sogleich nach Berlin zu gehen. Mir scheint, als ob Stolberg den Brief 
an den König nicht abgegeben habe. Indessen schadet es nichts, ich bleibe 
nun den Winter in Berlin und richte mich da ein. Bekomme ich eine 
abschlägige Antwort, so bleibe ich doch bis zum Frühjahr da und sehe, 
was andres zu machen ist. 
Aus Berlin schrieb er der Mutter am 3. Januar 1842: „Deinen 
lieben Brief vom 21. habe ich erhalten und sage Dir meinen herzlichen 
Dank für die Wünsche und Hoffnungen. Ich will wenigstens meine Kräfte 
zusammennehmen und auf das Ziel losgehen, das ich mir gesetzt habe. 
Es kann dem einzelnen Menschen niemand raten in bezug auf den Lebens- 
plan, mir ist bis jetzt nur zu viel geraten worden über das Ziel und über 
die Mittel. Dadurch habe ich mich oft irre machen lassen, indessen hoffe 
ich jetzt so ziemlich im klaren zu sein. Hier fange ich nun an zu arbeiten, 
vieles zu sehen und zu hören, habe sehr vergnüglichen Umgang mit den 
Fürstenbergs und Löwenstein und andern sehr netten Leuten."
	        
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