Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Aus der Jugend (I8ls bis 1847) 15 
17. Januar 1842. 
Leider kann ich Dir heute keine sehr gute Nachricht mitteilen. Ich 
habe vom König Antwort erhalten, und zwar abschlägige. Sie lautet 
wie folgt: 
Hochgeborner Fürst! Ich habe über den Mir von Euer Liebden 
unter dem 19. Oktober v. J. zu erkennen gegebenen Wunsch, Ihre Zu- 
lassung zur diplomatischen Prüfung ohne die vorherige reglementarische 
Beschäftigung bei den Gerichten und der Verwaltung betreffend, den Bericht 
des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten erfordert. Wenn Ich 
in Verfolg dessen Anstand nehme, auf jenen Wunsch einzugehen, so be- 
stimmen Mich nicht bloß die Aufschlüsse, welche Mir bei dieser Gelegenheit 
über den augenblicklichen Stand der Prüfungsverhältnisse im Ministerium 
im allgemeinen zuteil geworden sind, sondern wesentlich auch die Rück- 
sichten auf das eigene persönliche Interesse Euer Liebden, da Sie sich 
gewiß mit Mir selbst nicht verhehlen wollen, daß eine Bevorzugung, wie 
Euer Liebden solche in Antrag bringen, Sie künftig denen gegenüber in 
eine mindestens beengte Stellung bringen dürfte, mit denen Sie berufen 
werden, dem diplomatischen Dienst obzuliegen. Es wird Mir daher an- 
genehm sein, wenn Euer Liebden Ihren Entschluß, sich der diplomatischen 
Laufbahn in Meinen Diensten zu widmen, unter Erfüllung der dieserhalb 
bestehenden allgemeinen reglementarischen Vorschriften zur Ausführung 
bringen. 
Berlin, 14. Januar 1842. 
Euer Liebden freundwilliger Friedrich Wilhelm. 
So stehen nun die Sachen. Du kannst Dir denken, daß ich mich 
leineswegs in erfreulichem Gemütszustande befinde. 
Der Prinz überwand indessen die Vorurteile der „Mediatisierten“ 
gegen eine regelrechte Beschäftigung im preußischen Staatsdienste und ver- 
stand sich dazu, den ihm durch den König gewiesenen Weg einzuschlagen. 
Am 6. April 1842 traf er in Koblenz ein, um als Auskultator bei den 
Gerichten zu arbeiten. 
Das Tagebuch klagt über die „Langeweile der ersten Tage“, berichtet 
die Namen der Tischgesellschaft, die aus Offizieren und Beamten bestand, 
und die Besuche, die gemacht wurden. Unter den letzteren wird der Ober- 
präsident von Bodelschwingh hervorgehoben, „ein liebenswürdiger Mann, 
einer, dem man die Rechtlichkeit des Charakters und den edeln Sinn sowie 
den Verstand auf der Stirn geschrieben sieht". 
Die ernste juristische Tätigkeit gewährte dem Prinzen bald volle Be- 
friedigung, und die Muße wurde zu eifrigem Studium benutzt. „Was 
es heißt, gründlich zu arbeiten und die Wonne davon zu empfinden,“ sagt
	        
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