258 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870)
Anteil an der Beratung des deutschen Handelsgesetzbuchs nicht bloß in der
bayrischen, sondern in der deutschen Justizwelt einen ehrenvollen Namen
erworben, und glaubt der treugehorsamst Unterzeichnete noch besonders
bemerken zu müssen, daß Ministerialrat von Lutz dem Koteriewesen und
den persönlichen Beeinflussungen, welche sich in den höheren Beamten-
kreisen der Justiz mitunter fühlbar machen sollen, fernsteht und daher der
rechte Mann wäre, auch in dieser Hinsicht durchzugreifen. Der treu-
gehorsamst Unterzeichnete verkennt nicht, daß der Vorschlag, Eure König-
liche Majestät wollen einen so treuen und zuverlässigen Arbeiter Aller-
höchstihrem unmittelbaren Dienste entziehen, eine nicht geringe Anforderung
enthält; allein die Ueberzeugung, daß es das Interesse Eurer Königlichen
Majestät unabweisbar verlangt, den Posten des Justizministers mit einem
vollkommen geeigneten Manne zu besetzen, legt dem treugehorsamst Unter-
zeichneten die Pflicht auf, dennoch mit diesem alleruntertänigsten Antrage
hervorzutreten.
Journal.
München, 23. August 1867.
Nachdem mir durch den französischen Gesandten gestern der Wunsch
des Kaisers Napoleon 1) ausgesprochen worden war, mich hier auf dem
Bahnhof zu sehen, und nachdem ich auch von dem König noch gestern
Abend den Auftrag erhalten hatte, den Kaiser und die Kaiserin in seinem
Namen zu begrüßen, begab ich mich um /12 Uhr Mittags auf den Bahnhof,
um den Zug zu erwarten.
Dieser kam um die bestimmte Stunde. General Fleury fragte gleich,
ob ich da sei, und ich wurde sodann, nachdem der Schlag geöffnet war,
vom Kaiser eingeladen, hereinzusteigen.
Nachdem der Kaiser mich begrüßt und seine Dankbarkeit für Seine
Majestät den König über den Empfang, den er in Bayern gefunden hatte,
ausgesprochen, erwähnte er, daß er für Bayern noch lebhaftes Interesse
fühle, da er hier seine Jugend zugebracht habe. Ich benutzte die Ge-
legenheit, ihn daran zu erinnern, daß er mir schon vor Jahren in Paris
diese Gesinnungen ausgesprochen habe, als ich die Ehre gehabt hätte, ihm
vorgestellt zu werden.
Dann nahm er mich beiseite an eines der Waggonfenster und be-
gann die politische Konversation mit den Worten: „Vous trouvez beaucoup
de difficultes?“ Ich erwiderte, daß allerdings die Lage der Mittelstaaten
eine schwierige sei. Dazu komme, fuhr der Kaiser fort, noch die Presse,
1) Auf der Rückreise von Salzburg, wo vom 18. bis 23. August die Begegnung
mit dem Kaiser von Oesterreich stattgefunden hatte. König Ludwig hatte den Kaiser
am 17. August in Augsburg empfangen.