Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 281 
als erfüllt betrachtet werden, wenn die in denselben in Aussicht genommene 
Einigung der süddeutschen Staaten nicht ganz aussichtslos ist. 
Wenn es dem treugehorsamst Unterzeichneten auch nicht ratsam scheint, 
die süddeutschen Staaten zu einem Bundesstaate nach Analogie des Nord- 
deutschen Bundes zusammenzuschließen, ein Unternehmen, welches überdies 
auf entschiedenen Widerspruch sowohl bei Württemberg als insbesondere 
bei Baden stoßen würde, so glaubt doch der treugehorsamst Unterzeichnete, daß 
jetzt der Zeitpunkt gekommen sein dürfte, wo diese Staaten zu einer Ver- 
bindung die Hand bieten würden, welche wenigstens gemeinsame militärische 
Einrichtungen und eine gemeinsame Beratung über gleichmäßige politische 
Haltung zur Folge haben könnte. 
Ob dann hieraus eine weitere politische Verbindung, ein süddeutscher 
Staatenverein zu gestalten sein wird, hängt zunächst von der Haltung der 
preußischen Regierung ab, ohne deren Zustimmung weder Baden noch 
auch Hessen und selbst kaum Württemberg auf einen solchen Gedanken 
eingehen werden. 
Es wird demnach nunmehr nötig, vorerst sich der wohlwollenden 
Aufnahme eines Vorgehens in dem obenbemerkten Sinne von seiten Preußens 
zu versichern, ferner über die in einem Gespräche des Barons Beust mit 
dem treugehorsamst Unterzeichneten nur im allgemeinen angedeuteten Ge- 
danken der österreichischen und französischen Regierung nähere Nachricht 
einzuziehen, und endlich sich im allgemeinen der Mitwirkung Württembergs 
zu versichern. 
Alle diese Schritte können aber nur höchst vertrauliche sein und müssen 
mit der größten Vorsicht und Diskretion behandelt werden; dieselben sollen 
nur zur Information dienen und in keiner Weise bindende Verpflichtungen 
für Bayern in das Auge fassen. 
Insofern Eure Königliche Majestät hiermit einverstanden sind und 
die Ermächtigung zu dieser vorbereitenden Information zu erteilen geruhen, 
wird der treugehorsamst Unterzeichnete dieselbe in Angriff nehmen und 
deren Erfolg unter weiterer Antragstellung allerehrfurchtsvollst berichten. 
Marginalreskript des Königs auf vorstehenden Bericht: 
Ich bin wegen der Unabhängigkeit Meiner Krone und wegen der 
Selbständigkeit des Landes sehr besorgt. Deshalb habe Ich Sie zu einer 
Darstellung der politischen Lage veranlaßt. Es gibt Mir nun Ihr Bericht 
doch einige Beruhigung, da Ich hieraus wahrnehme, daß es Ihnen gelingen 
werde, die drohenden Gefahren durch Bildung eines süddeutschen Staaten- 
vereins abzuwehren. Ich spreche Ihnen für Ihre Tätigkeit gerne Meinen 
Dank und Meine Anerkennung aus und bin auch mit den von Ihnen
	        
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