Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

298 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 
der Besetzung des Ministeriums des Innern vortragen wolle.1!) Seine 
Majestät könne mich nicht empfangen, da Allerhöchstderselbe eine geschwollene 
Backe habe. 
Ich erwiderte, daß ich Seiner Majestät die Bitte vorgetragen hätte, 
mich vor der Entscheidung über die Frage der Wiederbesetzung des Mini- 
steriums mündlich zu hören, und daß ich auf dieser Bitte bestehen müsse 
und mich auf weiteres nicht einließe. Im Falle Seine Majestät mir 
diese Bitte nicht gewähren sollten, müsse ich mir meine Entschließung vor- 
behalten. Lipowsky beteuerte, daß er sein Möglichstes getan habe, den 
König zu veranlassen, mich heute zu sehen, es sei ihm aber nicht gelungen. 
Ich sagte, es tue mir leid, darauf bestehen zu müssen. Ich sei mir das 
selbst schuldig. 
Am 30. März wurde der Regierungspräsident von Hörmann zum 
Minister des Innern ernannt. 
Bericht an den König. 
München, 30. März 1868. 
Durch den Königlich preußischen Gesandten ist der treugehorsamst 
Unterzeichnete in Kenntnis gesetzt, daß Seine Königliche Hoheit der Kron- 
prinz von Preußen zu der am 20. April stattfindenden Vermählung des 
Kronprinzen von Italien nach Turin reisen und dabei München berühren 
wird. Die Zeit der Reise dürfte auf die Woche nach Ostern fallen. 
Nachdem der König von Preußen und andre Mitglieder des preußi- 
schen Königshauses verschiedene Besuche am Hofe Eurer Königlichen 
Majestät gemacht haben, welche Eure Königliche Majestät zu erwidern 
noch nicht in der Lage waren, so dürften vielleicht Rücksichten der zwischen 
den Allerhöchsten Höfen bestehenden Etikette dem Kronprinzen von Preußen 
den Besuch am Hofe Eurer Königlichen Majestät nicht gestatten. 
Da aber der Kronprinz über den Brenner nach Italien reist, so kann 
er München nicht umgehen. 
Der treugehorsamst Unterzeichnete glaubt dies zur Kenntnis Eurer 
Königlichen Majestät bringen zu sollen, indem er fürchtet, es möchte Eure 
Königliche Majestät vielleicht nicht angenehm berühren, wenn der Kron- 
prinz von Preußen sich hier aufhielte, ohne seinen Besuch am Allerhöchsten 
Hofe zu machen. Wäre dies der Fall, würden Eure Königliche Majestät 
wünschen, den Besuch des Kronprinzen zu empfangen, so könnte der treu- 
gehorsamst Unterzeichnete die Angelegenheit durch Baron Perglas in Berlin 
  
1) Der Fürst hatte durch Bericht vom 21. März um eine Audienz nachgesucht, 
um über die Wiederbesetzung der Stelle des Ministers des Innern seine Ansichten 
mündlich darzulegen.
	        
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