306 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870)
Hoffnung aus, daß alles ruhig verlaufen werde. Wir kamen dann auf
die Festungsfrage zu sprechen, wo er seine Uebereinstimmung mit dem
Plan der Auseinandersetzung des Bundeseigentums aussprach, die Not-
wendigkeit hervorhob, daß Bayern bei der Frage der Verwaltung und der
Besatzung von Ulm die vorwiegende Stellung haben müsse, daß Württem-
berg mehr bei Rastatt beteiligt sei, und daß es Preußen nicht einfalle, die süd-
deutschen Staaten, namentlich Württemberg und Baden, durch Heraus-
zahlenlassen von Geldern zu benachteiligen. Es handle sich darum, Süd-
deutschland verteidigungsfähig zu machen. Man müsse sich über die Unter-
haltung von Mainz, Rastatt und Ulm verständigen. Dies werde sich
dann bei der Beratung über die Auseinandersetzung des Bundeseigentums
schon ergeben. Was den Krieg mit Frankreich anbetreffe, so sei es eben-
so unmöglich, darüber etwas Sicheres zu sagen, als über das Wetter,
welches im Juli sein werde. Doch glaube er nicht an den Krieg, da
Frankreich sich zweimal besinnen werde, ehe es mit Deutschland anbinde.
Der französische Kriegsplan bestehe darin, in Süddeutschland mit
50 000 Mann einzufallen und diese Staaten zur Neutralität zu zwingen.
Da werde dann ein schwieriger Moment für Süddeutschland kommen,
denn Preußen werde zwar sofort 200 000 Mann bei Koblenz und bald
500000 dort haben und damit auf Paris marschieren, allein dazu gehöre
Zeit. Seien wir gerüstet und könnten wir die Franzosen auphalten, so
sei dies um so besser.
Um neun Uhr ging ich zur Königin. Sie sprach sehr lange über
den König von Bayern und drückte ihre Sympathie für ihn aus. Sie
hoffte, daß er sich bald verheiraten werde. Später kam der König, dann
Roggenbach, Watzdorf und Viktor. Es war von verschiedenen Dingen die
Rede, besonders von der Adresse, 1) die alle Konservativen mißbilligen.
Bismarck soll dagegen sein, doch äußert er sich vorsichtig. Man will es
hier offenbar mit der nationalliberalen Partei nicht verderben.
In der Sitzung des Zollparlaments vom 28. April 1868 wurde
Fürst Hohenlohe mit 238 von 301 gültigen Stimmen (59 waren auf den
Freiherrn von Thüngen gefallen) zum ersten Vizepräsidenten gewählt.
Er nahm die Wahl mit den Worten an:
Gestatten Sie, meine Herren, Ihnen meinen tiefgefühlten Dank zu
sagen für die Ehre, die Sie mir erweisen, indem Sie mich zu Ihrem
ersten Vizepräsidenten ernennen. Ich weiß zwar wohl, daß ich diese Ehre
nicht eignem Verdienste, sondern der Rücksicht verdanke, welche ein großer
1) Der nationalliberale Antrag Metz und Genossen ging dahin, daß das Zoll-
parlament eine Adresse an den König von Preußen richten solle.