Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 307 
Teil dieser Versammlung den süddeutschen Mitgliedern derselben schuldig 
zu sein glaubt. Allein diese Ueberzeugung vermindert nicht, sondern er— 
höht meine Dankbarkeit. Denn, ich darf wohl sagen, Sie reichen uns 
damit freundschaftlich die Hand, die wir ergreifen in dem Vertrauen, daß 
süddeutsche Eigenart und süddeutsche Anschauungen in dieser Versamm- 
lung Achtung und Anerkennung finden werden, daß es gelingen werde, 
die Aufgabe, die uns der Vertrag vom 8. Juli v. J. zugewiesen hat, in 
patriotischer Eintracht und Hingebung zu lösen. 
Journal. 
Berlin, 29. April, Abends. 
Heute Morgen war zunächst Sitzung der Abteilungen. Ich fand 
Franckenstein, Aretin und Eichthal, die Mitglieder derselben Abteilung waren. 
Zum Vorsitzenden wurde Twesten gewählt, zu Schriftführern einige Un- 
bekannte. 
Dann begann die Wahl des Präsidenten und des Vizepräsidenten. 
Das dauerte einige Stunden. Simson wurde mit großer Mehrheit ge- 
wählt, ich desgleichen, worauf ich meine Dankrede hielt, die guten Ein- 
druck machte, da ich sie frei und fließend vortrug. Auch der Inhalt 
wurde allseitig als taktvoll gerühmt. Ich war froh, auf diese Weise 
debütiert zu haben. Es ist keine Kleinigkeit, vor dieser Versammlung zu 
sprechen. Unmittelbar darauf ließen sich mir eine Menge Mitglieder vor- 
stellen. 
Hugos 1) Wahl konnte erst im zweiten Skrutinium zustande kommen. 
Dann ging ich nach Hause, um mich umzuziehen, und um 4 Uhr 
fuhren wir zu dem großen Bankett. Es war eine äußerst glänzende 
Versammlung, sehr merkwürdig, der König und die Königin sehr liebens- 
würdig. Abends Kasino und Theater. 
Berlin, 8. Mai 1868. 
Nachdem ich gestern Morgen um acht Uhr in Berlin angekommen war, 
schickte ich zunächst zu Roggenbach, um über den Stand der Verhandlungen 
über die Adresse genaue Auskunft zu erhalten. Roggenbach kam auch 
bald und teilte mir den Wortlaut seiner motivierten Tagesordnung mit, 
der ich vollständig beistimmen zu können glaubte. Auch mit Tauffkirchen 
und Luxburg, die etwas später kamen, wurde die Sache durchgesprochen, 
und es zeigte sich, daß nach vorhergegangenen Fraktionsbesprechungen 
der Antrag auf einfache Tagesordnung die meisten Aussichten auf An- 
nahme haben werde. Der Austritt der Fraktion von Thüngen war nach 
  
1) Fürst Hugo zu Hohenlohe-Oehringen, Herzog von Ujest.
	        
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