Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 315 
zösischen Regierung und die absolute Zurückhaltung der französischen Bot- 
schaft in Berlin bei Gelegenheit der Zusammenkunft des Zollparlaments 
und überhaupt der inneren Angelegenheiten Deutschlands, daher ihm die 
Haltung Eurer Durchlaucht hier nicht billig und gerechtfertigt erscheine 
und er mir nicht vorenthalten wolle, daß er in diesem Sinne nach Paris 
berichtet habe, da überdies sein Eindruck von allen Personen geteilt werde, 
mit welchen er über die Sache verkehrt habe. 
Herr Benedetti hatte den Ausfall auch als auf die Person des Kaisers 
gerichtet bezeichnet. Hier, wie überhaupt bezüglich seiner Beschwerde, wies 
ich zurück jede direkte Absicht einer offiziellen ministeriellen Verletzung der 
Rücksichten gegen Frankreich von seiten Eurer Durchlaucht und erinnerte 
vielmehr den Botschafter an meine Mission in Paris, während welcher 
Eure Durchlaucht fortwährend durch mich Beweise an die französische 
Regierung haben gelangen lassen von dem Werte, den Hochdieselben auf 
gute und intime Rapports mit der französischen Regierung legten — ich 
könnte nicht zugeben, daß Eure Durchlaucht eine Nation resp. die fran- 
zösische bezeichnet hätten, am wenigsten aber die Person des Kaisers. 
Herr Benedetti ersuchte mich, von seiner Mitteilung Eurer Durch- 
laucht Nachricht geben zu wollen. Er beharrte bei seiner empfindlichen 
Auffassung, bewahrte aber den Ton der freundlichen und guten Be- 
ziehungen, welche zwischen mir und ihm bestehen. 
Aufzeichnung des Fürsten vom 28. Mai 1868. 
Die Depesche des Freiherrn von Perglas veranlaßte mich, bei Ge- 
legenheit eines Gesprächs mit dem Marquis de Cadore diesem mein 
Erstaunen auszudrücken über die mir von Benedetti durch Perglas zu- 
gegangene Mitteilung. Ich bemerkte ihm dabei, daß es vollkommen irrig 
sei, wenn der Botschafter in Berlin darin eine Aeußerung des bayrischen 
Ministers erblicke, daß ich als Zollparlamentsabgeordneter gesprochen, auch 
der französischen Nation nicht Erwähnung getan habe und deshalb nur 
bedaure, wenn die überdies nur unvollkommen wiedergegebene Aeußerung 
Anlaß zu Mißverständnissen habe geben können. 
An den bayrischen Gesandten in Berlin. 
München, 28. Mai 1868. 
Infolge der in Ihrem Berichte enthaltenen Mitteilung begab ich mich 
gestern zu dem hier beglaubigten Kaiserlichen Gesandten Marquis de 
Cadore und drückte ihm mein Erstaunen aus, wie Herr Benedetti dazu 
komme, mir eine derartige Eröffnung durch E. H. machen zu lassen. Ich 
müsse annehmen, daß dies lediglich eine Privatansicht des Herrn Benedetti
	        
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