Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

318 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 
Schließlich sprach er vom König. Er sagte: „On dit que votre roi 
est charmant, qufil a beaucoup Tiesprit et de talent, mais il est 
timide?“ Ich erwiderte, daß ich deshalb bedaure, daß er ihn nicht kennen 
gelernt habe, doch sei der König sehr leidend gewesen und bedürfe der 
Bewegung in der Gebirgsluft, was er sehr natürlich fand. 
Bericht an den König. 
München, 5. Juni 1868. 
Eure Königliche Majestät erlaubt sich der treugehorsamst Unter- 
zeichnete alleruntertänigst um Gewährung eines Urlaubs vom 12. Juni 
bis Ende des Monats zu bitten, um sich nach den überaus anstrengenden 
Arbeiten während des vergangenen Winters und während seines Auf- 
enthalts in Berlin etwas in der Gebirgsluft erholen zu können. 
Dabei wagt er der Allerhöchsten Erwägung anheimzugeben, ob 
Eure Königliche Majestät geruhen wollen, dem treugehorsamst Unter- 
zeichneten vorher noch eine Audienz zu bewilligen, um über seinen Auf- 
enthalt in Berlin und insbesondere über sein Gespräch mit dem Prinzen 
Napoleon mündlich Bericht zu erstatten. 
Der treugehorsamst Unterzeichnete würde in der Gewährung dieser 
Bitte zugleich ein Mittel erblicken, um den stets von neuem von Parteien 
und einzelnen ehrgeizigen Individuen verbreiteten Gerüchten, nach welchen 
Eure Königliche Majestät dem treugehorsamst Unterzeichneten Allerhöchst- 
ihr Vertrauen entzogen hätten, ein Ende zu machen. 
Marginalreskript des Königs: 
Nachdem ich Sie in Audienz empfangen habe, gewähre ich den er- 
betenen Urlaub mit dem Wunsche, daß derselbe zur nötigen Erholung 
und Stärkung gereichen möge. 
Schloß Berg, 13. Juni 1868. Z 
Ludwig. 
Journal. 
Aussee, 15. Juni 1868. 
Vor meiner Abreise von München hatte ich gewünscht, dem König noch 
einen Vortrag über meinen Aufenthalt in Berlin sowie über das Gespräch 
mit dem Prinzen Napoleon zu halten, und bat deshalb in einem Antrag um 
Audienz. Der Sekretär Lipowsky antwortete mir, daß der König „als Zeichen 
des allerhöchsten Vertrauens“ mich wahrscheinlich am Tage der Prozession 
empfangen werde. Während der Kirche erhielt ich die Nachricht, daß der 
König mich unmittelbar nach der Prozession sehen wolle. 
Ich fand den König auffallend liebenswürdig und heiter. Er
	        
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