Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 323
ich ihm einen Brief zugunsten Sodens schriebe. Er werde mir darüber
Nachricht geben.
Nachdem diese Besprechung zu Ende war, wurde das Protokoll unter-
zeichnet. Der Austausch der Urkunden wird durch Gasser erfolgen, der
noch im Bett lag.
Um 2 Uhr fuhr ich nach Baden. Dort empfing mich ein Brief des
großherzoglichen Adjutanten mit der Bitte, um 8 Uhr Abends zum Groß-
herzog zu kommen. Ich fand den Großherzog wieder ganz hergestellt;
begann meine Ansprache sofort mit der Darlegung der Verhältnisse und
der Aufklärung des Mißverständnisses, darauf hinweisend, daß eine Ab-
machung mit Württemberg nicht stattgefunden habe und die Besprechung
über die Militär= resp. Festungskommission sich nur an die Ulmer Be-
ratungen angeknüpft habe, legte ausführlich die Notwendigkeit einer Ver-
ständigung der süddeutschen Staaten über die Festungsfrage dar, betonte,
daß, gerade bei den in Baden und Württemberg herrschenden Befürchtungen
vor einer Herauszahlung, eine vorher feststehende Abmachung und die
Bildung eines Verwaltungsorgans nützlich sein werde und bat um Zu-
stimmung. Ich erklärte, daß eine Teilnahme Preußens an der Kommission
von Bayern und Württemberg nicht zugegeben werden könne und daß ich
befürchte, wenn nichts ausgemacht sei, werde die Liquidationsverhandlung
zu gegenseitiger größerer Verstimmung dieser Staaten gegenüber von Nord-
deutschland führen. Ich hob endlich hervor, daß gerade die Angriffe,
welche gegen den Gedanken der süddeutschen Militärkommission seitens der
ultramontanen Presse erhoben würden, beweisen, daß dieselbe nicht zur Auf-
lösung der Allianzverträge führen werde, mithin auch Baden dadurch nicht
auf eine seiner bisherigen Politik entgegengesetzte Bahn gedrängt werden solle.
Der Großherzog antwortete sehr eingehend. Er legte seine Politik dar,
die durchaus nicht darauf ausgehe, seine Souveränität preiszugeben, sondern
deren Grundgedanke nur der sei, daß sich die kleineren Staaten Deutsch-
lands vor unbegründetem Souveränitätsschwindel zu hüten hätten und
sich über ihre Machtstellung keine Illusionen machen sollten. Durch das
Festhalten an den Allianzverträgen, durch Anlehnung an Preußen werde
ihre Existenz gesichert. Er strebe nicht nach dem Eintritt in den Nord-
deutschen Bund, allein das Militärwesen müsse möglichst mit dem preußischen
auf gleichen Fuß gebracht werden. Die Militärkommission, wie wir sie
im Auge hätten, bilde eine Macht der süddeutschen Staaten, die gegen
Preußen angewendet werden könne, wenn ein Umschlag stattfinde und die
ultramontan-demokratischen Elemente hier zur Herrschaft kämen. Er wolle
Ausbildung des Allianzvertrags auf Grundlage des Prager Friedens, und
diese werde durch eine Militärkommission für ganz Deutschland, gemein-
schaftliche Verwaltung sämtlicher, nicht bloß der süddeutschen Bundes-