Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

24 Aus der Jugend (1819 bis 1847) 
Inzwischen war er am 4. April der Regierung in Potsdam zur Be- 
schäftigung überwiesen und durch Verfügung des Justizministers vom 
17. April „behufs Eintritts in die Administration“ mit dem Zeugnis 
„guter Qualifikation und rühmlichen Verhaltens“ aus dem Justizdienst 
entlassen worden. Am 13. Mai langte der Prinz in Berlin an, um die 
Tätigkeit bei der Potsdamer Regierung zu beginnen. 
Tagebuch. 
19. April 1844. 
Wochen und Monate hat dies Buch geruht. Unterdessen hat sich um 
mich her manches verändert, auch in mir. Jedoch bin ich in allem diesem 
bewegten Leben doch nur in meinem alten Satze bestätigt worden, daß 
geistige Tätigkeit allein den Menschen glücklich machen kann. Alles übrige 
ist als Nebensache, als Nebenvergnügen gar wohltuend. Wird aber die 
Erholung zum Zweck, so wird sie mühsam, und dann gibt es für uns 
natürlich keine Erholung mehr. 
An die Mutter. 
Berlin, 16. Mai 1844. 
Ich werde morgen bei der Regierung in Potsdam eingeführt. Gegen 
Potsdam und seine Bewohner habe ich eine unbegrenzte Abneigung, die 
ich auch nicht zu verlieren hoffe, da ich jede freie Stunde zu einer Exkursion 
nach Berlin benutzen werde. Meine Visiten sind abgemacht. Die Prinzen 
habe ich auf der Eisenbahn getroffen, wo ich mit dem gewohnten Humor 
empfangen wurde, der noch dadurch gesteigert wurde, daß ich meinen Plan 
mitteilte, was den Prinzen Friedrich zu der Aeußerung veranlaßte, ich 
wolle wahrscheinlich Landrat werden, ohne daß er wußte, wie nahe er im 
Scherz an der Wahrheit war. Uebrigens billigte der Prinz von Preußen 
mein Vorhaben, bei der Regierung zu arbeiten, und sagte, er freue sich 
besonders, „da man Sie mitunter zu einem Löffel Suppe bitten kann“. 
Tagebuch. 
29. Mai 1844. 
In der letzten Zeit war mein Geist zur Wiedergabe des Empfundenen 
wenig geeignet. Erst die friedliche Erregung des Aktenlebens erweckt 
wieder die Fähigkeit, das Gedachte wiederzugeben, ja es wird ein Bedürfnis, 
das aufzuschreiben und vor sich zu sehen, was sich nicht aussprechen läßt. 
Das war ja auch mein Zweck beim Wiederaufnehmen der Karriere, daß 
ich meiner selbst wieder recht bewußt würde. Und daß diese Fähigkeit 
nicht untergegangen ist, nur geruht hat, diese Ueberzeugung erfreut mich 
und macht mir meinen Beruf, der im übrigen nicht beneidenswert ist, zu 
einem angenehmen.
	        
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