Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Aus der Jugend (1819 bis 1847) 33 
Eure Freude haben an dem frischen, fröhlichen Mut, mit dem ich mir 
mein Leben zimmern will. Dann wollte ich auch der lieben Mama ihre 
Sorgen möglichst verscheuchen und ihr sagen, daß Gustavs Plan, den 
Winter nach Italien zu gehen, gar nicht gefährlich ist, daß es zweierlei 
Menschen gibt und geben muß: die, welche sich und der Welt durch den 
freien Gedanken in der Wissenschaft und im Staat nützen, und andre, die, 
an das Gegebene sich haltend, für den positiven Glauben arbeiten, dessen 
Kulminationspunkt die katholische Kirche ist. Daß man aber eines oder 
das andre ergreifen könne, wenn man es aber ergriffen hat, auch ganz 
durchführen müsse, daß deshalb auch der Aufenthalt in Rom Gustav nicht 
zu einem Jesuiten, sondern zum klaren und festen katholischen Geistlichen 
machen werde, wie es Diepenbrock und Schwarzenberg, welche auch in 
Rom waren, geworden sind. Alles, was man tut, muß man ganz tun; 
unfre Zeit der Widersprüche und des Kampfes verlangt, daß jeder seine 
Ueberzeugung ausspreche, daß er Partei nehme. Denn nicht jeder ist 
berufen, zu vermitteln, sondern in einer Partei mitzubauen, damit alles 
vorbereitet werde, wenn Gott die Stunde der Ausgleichung oder der 
Vereinigung schlagen läßt. 
Mit dem Gefühle innerer Klarheit und männlicher Entschlossenheit, 
das die letzten Briefe erfüllt, war in dem Fürsten die Ueberzeugung ent- 
standen, daß nunmehr auch der Zeitpunkt gekommen sei, der ihm am 
7. April noch fern schien, der Zeitpunkt für die Vollendung seiner Existenz 
durch die Ehe. Wir sehen aus den folgenden Briefen, daß er freundlichen 
Gedanken befreundeter Personen, die ihm zu diesem Glück zu helfen wünschten, 
nicht mehr ablehnend begegnete. 
An die Prinzessin Amalie. 
Frankfurt, 8. August 1846. 
... In Köln sagte mir Herr v. Verno, daß die Wittgensteins nach 
Schwalbach kämen. Onkel Konstantins Freund, Herr Mülhens in Frank- 
furt, ist mit der Familie sehr bekannt. Nach seiner Aussage soll diese 
Familie ganz ausgezeichnet sein, und Herr Mülhens ist der ehrenhafteste, 
gemütlichste und eleganteste Mensch von der Welt. La personne principale 
soll ein Wunder von Liebenswürdigkeit und Natürlichkeit sein, fromm, gut 
u. s. w. Wäre ich nun nicht ein Vieh, wenn ich diese Gelegenheit, sie zu 
sehen, vorübergehen ließe? Die Dame soll trotz ihrer 17 Jahre selb- 
ständig sein und nicht leicht zu gewinnen. Der Eintritt in die Familie ist 
so leicht wie möglich. In Ostende fand ich Frau v. Lazareff und Prinzeß 
Fanny Biron, die mit Wittgensteins sehr genau befreundet ist. Beider 
Herzen habe ich mir durch ungemeine Liebenswürdigkeit, Mondschein- 
promenaden, Seefahrten und Gesang erworben, so daß sie mich dringend 
Fürft Hohenlohe, Denkwürdigkeiten. 1 3
	        
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