Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870) 435 
Mögen Sie ausharren in Ihrem ehrenvollen Amte, getragen von dem 
Bewußtsein meines unerschütterten Vertrauens und mich nicht durch Ihr 
Ausscheiden in die Gefahren eines etwaigen Systemwechsels mit seinen 
unausbleiblich unheilbringenden Folgen stürzen. Indem ich Ihnen und 
der Fürstin meine freundlichsten Grüße sende, bleibe ich mit bekannten 
Gesinnungen 
Ihr sehr geneigter König 
Ludwig. 
Der das Mißtrauensvotum enthaltende Satz der Adresse wurde am 
10. Februar mit 77 gegen 62 Stimmen angenommen. 
Fürst Hohenlohe an den Prinzen Otto von Bayern. 
München, 12. Februar 1870. 
Durchlauchtigster Prinz! 
Gnädigster Herr! 
Eure Königliche Hoheit wollen mir gnädigst gestatten, in nachstehendem 
eine Angelegenheit zur Sprache zu bringen, in welcher nur Eure König- 
liche Hoheit die nötige Aufklärung geben können. 
In einer Nummer der „Donauzeitung“ vom 9. d. M. finde ich 
folgende Stelle: „Die „Kölnische Volkszeitung“ berichtet: Man erzählt sich 
vom Prinzen Otto, derselbe sei mit dem Vorsatze in die Kammer ge- 
kommen, seine Stimme gegen die Adresse abzugeben; allein vor Beginn 
der Sitzung habe ein andrer Prinz des königlichen Hauses ihn in einem 
Nebenzimmer von Aktenstücken Einsicht nehmen lassen, die beweisen sollen, 
daß Ministerpräsident von Hohenlohe sich dem Grafen Bismarck gegenüber 
zu Dingen engagiert habe, die der Selbständigkeit Bayerns Gefahr bringen 
müßten."“ 
Eure Königliche Hoheit werden mit mir einverstanden sein, daß 
dieser Artikel die schwerste Anschuldigung enthält, die gegen einen bayrischen 
Minister erhoben werden kann, und daß ich verpflichtet bin, solchen Ge- 
rüchten entgegenzutreten. Ich erlaube mir daher, Eure Königliche Hoheit 
ehrfurchtsvoll zu bitten, mir gnädigst sagen zu wollen, ob irgendein Vor- 
kommnis Veranlassung zu obigem Gerüchte geben konnte oder ob die ganze 
Sache eine gewöhnliche Erfindung ist. 
Prinz Otto von Bayern an den Fürsten Hohenlohe. 
Eure Durchlaucht! 
In Beantwortung Ihrer Zeilen vom 12. d. freue ich mich, Eurer 
Durchlaucht versichern zu können, daß jener Artikel nur lügenhafte An- 
gaben enthält, und ermächtige Eure Durchlaucht, von dieser meiner Aus- 
Fürst Hohenlohe, Denkwürdigkeiten. 1 28
	        
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