Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Erster Band. (1)

Aus der Jugend (1819 bis 1847) 35 
unbehagliche Empfindung gaben, die den leichtsinnigsten und entschlossensten 
Menschen ergreift, wenn er im Begriffe ist, einen für das ganze Leben 
entscheidenden Schritt zu tun. So stieg ich denn a rather pale looking 
JFoung man ans Ufer und bewegte mich nach dem Hotel Viktoria. Nie- 
mand war zu Hause bis ½5 Uhr. Ich hatte also Zeit zur Ruhe. Zur 
bestimmten Stunde kam ich in den Salon. Die Fürstin kam zuerst, hinter 
ihr eine andre schöne große Dame. Alles, was mir mißfallen hatte, sah 
ich nicht mehr, was ich aber sah, war ein freundlicher, verständnisinniger 
Blick, der mir wie ein milder Sonnenstrahl ins Herz fiel und vor dem 
alle Zweifel und Skrupel wie Eis zerschmolzen. Von diesem Augenblick 
an war aller embarras weg. Wir unterhielten uns bei Tisch mit jener 
exklusiven, alles vergessenden Gesprächigkeit, die aus dem frohen Behagen 
entspringt, sich nun nach langer und nicht zu langer Zeit wiederzusehen, 
jenem Behagen, jener Freude, die so viel Hoffnung, so viel Glück in sich trägt. 
München, 16. November 1846. 
..JIch bleibe nun noch einige Zeit hier, ungefähr bis zum 3. Dezember, 
dann kehre ich nach Schillingsfürst zurück. Ich habe wieder recht schöne, 
liebe Briefe bekommen und sehe mehr und mehr, wie sich da eine ganze 
Welt des Vertrauens und der Sicherheit für mich eröffnet, die mir in 
allen Schwierigkeiten und Fatalitäten des Lebens gleichsam wie ein sicherer 
Hafen eine Zuflucht gibt. 
München, 21. November 1846. 
... Wenn ich erst verheiratet bin, dann werde ich mit neuer Kraft 
und Tätigkeit an mein Tagewerk gehen, gefährlich vielleicht, ehrenvoll 
immer. Es ist eine schöne Sache um eine großartige Tätigkeit für ein 
ganzes Land. Und in allen Arbeiten an eine gute, freundliche Frau zu 
denken, das ist ein großer Trost und eine Stärkung . . Ich kann Gott 
nicht dankbar genug dafür sein. Ich habe ein solches Vertrauen in diesen 
Charakter, wie ich noch selten auf ein menschliches Wesen vertraut habe. 
Es ist in Beziehung auf Marie eine Stetigkeit und Unveränderlichkeit des 
Gefühls und der Gedanken über mich gekommen, von der ich früher keinen 
Begriff hatte. 
Königs waren sehr gnädig gegen mich. Ich habe auch die Bekannt- 
schaft des Herzogs von Leuchtenberg und des Kronprinzen von Schweden 
gemacht. Deux jeunes gens fort aimables. 
Frankfurt, 30. Dezember 1846. 
Seit drei Tagen bin ich hier, und wenn ich Dir alles sagen wollte 
und könnte, was mich jetzt bewegt, so müßte ich Zeit, Ruhe und immenses 
Talent haben. Von dem Augenblick an, als ich abends im Salon, am
	        
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