440 Das bayrische Ministerium (1867 bis 1870)
bischof zu den Infallibilisten übertreten wolle. Sehr möglich, da er unter
dem Einflusse seines Sekretärs Kagerer steht, dessen Gesinnung allgemein
bekannt ist.
Das Rettungsmittel wäre ein gemeinschaftliches Vorgehen der Mächte,
Frankreichs vor allem, Oesterreichs, Bayerns. Aber dazu, fürchte ich, ist
keine Aussicht.
Angesichts des Schema de ecclesia erscheint jedenfalls die von
Eurer Durchlaucht im Sommer ergriffene Initiative vollständigst gerecht-
fertigt.
Ich selber hätte noch vor einigen Monaten so etwas nicht für mög-
lich gehalten.
König Ludwig an den Fürsten Hohenlohe.
München, 7. März 1870.
Mein lieber Fürst!
Sie haben wiederholt an mich die Bitte um Enthebung als Staats-
minister des königlichen Hauses und des Aeußern gebracht. Nach ein-
gehender Prüfung der Verhältnisse habe ich in Würdigung der von Ihnen
vorgebrachten persönlichen Motive diesem Ihrem Gesuche heute Folge
gegeben. Indem ich Ihnen dies eröffne, fühle ich mich gedrungen, Ihnen
für die opferwillige Hingebung und bewährte Treue, wodurch Ihre Amts-
führung ausgezeichnet war, mit vollstem Herzen meine Anerkennung aus-
zusprechen. Dieser Anerkennung tatsächlichen Ausdruck zu verleihen, habe
ich Sie, mein lieber Fürst, in die Zahl der Kapitulare meines Ritter-
ordens vom heiligen Hubertus aufgenommen. Indem ich Ihnen die er-
neute Versicherung meines freundlichen Wohlwollens erteile, verbleibe ich
fortan
Ihr sehr gewogener König
Ludwig.
Ende des ersten Bandes.