68 Aus den Jahren 1850 bis 1866
darauf verzichten müssen, den Kristallpalast und die Weltausstellung zu
sehen. Daß durch dieselbe nun der lange verkannte Wert des Prinzen
Albert recht deutlich an den Tag getreten ist, freut mich sehr und ist ein
neuer Beweis, wie unrecht man tut, wenn man der sogenannten öffentlichen
Meinung und dem Urteil des Pöbels über hervorragende Personen Glauben
schenkt.
An dieselbe.
Rauden, 4. Oktober 1851.
.. Je länger ich von Schillingsfürst weg bin, desto fester wird in
mir der Entschluß, nicht so bald dahin zurückzukehren, und da bleibt denn
nur Rußland, das mit den dortigen Geschäften so schwer wiegt, daß die
kleinen Schillingsfürster Geschäfte nichts dagegen wiegen. Warum ich gern
von Schillingsfürst weggehe, warum ich so leicht das wirklich schöne, ge-
mütliche und reiche Leben dort aufgebe und verschmerze, weiß ich kaum.
Je älter wir werden, desto mehr tritt das ideale Leben in den Hintergrund.
Der Mann soll und will schaffen und arbeiten, der vernünftige Mensch
erkennt in der Arbeit die Quelle der Glückseligkeit, und deshalb dürste ich
nach Arbeit, weil wir ja, wir mögen uns anstellen, wie wir wollen, doch
immer nach Glückseligkeit streben. Darum ist mir das süddeutsche standes-
herrliche Leben immer ungenügend gewesen, weil es die Faulheit zum
Lebensberuf stempelt. Darum habe ich durch die Uebernahme von Schillings-
fürst etwas meiner Natur und meiner Bildung nicht Entsprechendes, sich stets
Rächendes getan, und darum endlich danke ich Gott, daß er mich da mit
Gewalt herausgerissen und auf eine wenn auch ungewisse, gefahrvolle,
mühsame, aber doch naturgemäße Laufbahn geworfen hat. Verzeih, daß
ich Dir so viel von meinen inneren und äußeren Verhältnissen vorerzähle,
aber es ist mir, als brächte es Dir, wenn auch nur indirekt, Beruhigung,
wenn Du siehst, daß ich meine Pflicht tue und nicht aus Leichtsinn in die
weite Welt hinein fahre.
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An die Prinzessin Elise Werki, 25.|/13. Oktober 1851.
.. Wir sind nun zwei Tage hier, und ich kann nicht sagen, daß
Land und Leute einen unangenehmen Eindruck auf mich gemacht hätten.
Wäre ich zehn Jahre jünger und noch voll Lebenshoffnung und Erwartung
von zu verwirklichenden Idealen, so würde es mich allerdings etwas
melancholisch stimmen, in diesen menschenleeren, traurigen Gegenden zu
reisen, von denen man nicht weiß, ob sie von vergangener Größe oder
1) Jüngste Schwester des Fürsten, geboren den 6. Januar 1831, seit 1868 ver-
mählt mit dem Prinzen zu Salm-Horstmar.