VI Vorwort des Herausgebers
Konzepte und Abschriften von Berichten und Briefen, die der Fürst ihres
autobiographischen Wertes wegen für diesen Zweck zurückgelegt hatte.
Wäre es dem Fürsten vergönnt gewesen, die Redaktion seiner Denk-
würdigkeiten selbst zu leiten, so würde er vermutlich das Journal und
diese Aktenstücke zu einer einheitlichen Darstellung verschmolzen haben. Da
dies nicht geschehen ist, mußte der Herausgeber auf eine einheitliche
Gestaltung verzichten. Denn es konnte ihm nicht in den Sinn kommen,
den schriftlichen Nachlaß des Fürsten nur als Material für eine
Biographie zu verwerten. Eine Biographie gibt immer das Bild einer
Persönlichkeit, welches die Betrachtung ihres Wirkens in dem Geiste
des Verfassers gestaltet hat. Selbst wenn ich mir daher die Fähigkeit
zutraute, eine Biographie des Fürsten zu schreiben, so würde mich der
von diesem empfangene Auftrag daran hindern. Denn dieser ging
dahin, daß ich ihm helfen sollte, seine Memoiren zu schreiben. Die
größte Zurückhaltung des Herausgebers war die Bedingung für die Er-
füllung dieser Aufgabe. Hieraus erklärt sich die Form des vorliegenden
Werks, welche dem, was der Fürst wünschte, so nahe kommt, als dies
nach seinem Tode zu erreichen war. Der Leser steht nur dem Fürsten
selbst gegenüber, er hört ihn reden oder betrachtet die urkundlichen Belege
seines Wirkens. Nur was von tatsächlichen Notizen für das Verständnis
des Gebotenen unentbehrlich schien, ist hinzugefügt worden.
Für die Zeit vor dem Beginn des Journals hat der Fürst nur
Einzelaufzeichnungen über Reisen, politische Reflexionen und Beobachtungen
hinterlassen. Ein in Koblenz im Jahre 1842 begonnenes Tagebuch gibt
für die Vergangenheit nur einige Notizen, die zur Unterstützung des
eignen Gedächtnisses bestimmt waren, und ist auch für die Folgezeit un-
vollständig. Zur Ergänzung konnten Briefe an die Mutter und an die
Schwester, Prinzessin Amalie, benutzt werden. So ist es gelungen, auch
für die Jugend des Fürsten eine Selbstdarstellung seiner Entwicklung zu
gewinnen, für deren fragmentarischen Charakter die Authentizität des Ge-
botenen entschädigt.
Wertvolle Ergänzungen der eignen Aufzeichnungen des Fürsten boten
dem Herausgeber Mitteilungen der verwitweten Prinzessin Konstantin zu
Hohenlohe, geb. Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, und der über-
lebenden Schwester des Fürsten, Prinzessin Elise zu Salm-Horstmar. Dem
gütigen Interesse beider hohen Frauen ist es zu danken, daß auch in den
späteren Zeiten, in denen die eignen Aufzeichnungen des Fürsten sich
wesentlich auf Politik beschränken, das persönliche Leben und allgemeinere
Interessen nicht unberücksichtigt bleiben. Dies gilt besonders von den Mit-
teilungen der Frau Prinzessin zu Salm-Horstmar über die letzten Monate
des Lebens.