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StrafPO. § 364). — Daß die relative R. eines Urtheils zu Gunsten des An-
geklagten durch nachfolgende Vorgänge wieder aufgehoben werden kann, ist schon oben
erörtert worden. — Nach der Oesterreichischen Strafß O. (§5 292) kann die Er-
greifung der Nichtigkeitsbeschwerde der Staatsanwaltschaft „zur Wahrung des Ge-
setzes“ die Folge haben, daß ein rechtskräftiges Urtheil zu Gunsten des Verurtheilten
vom Kassationshof ausgehoben wird. — Der wichtigste Fall der Wieder-
aufhebung der R. des Strafurtheils liegt jedoch in der Wiederaufnahme
des Strafverfahrens (s. diesen Art.), über welche hier nur bemerkt werden
möge, daß dieselbe niemals zur Beseitigung eines Rechtsirrthums, auf welchem das
Urtheil beruht, sondern grundsätzlich nur zur Richtigstellung der thatsächlichen Grund-
lagen des Urtheils statthat.
Lit.: Klenze, Lehrbuch des Strafverfahrens (Berl. 1836), S. 155, 160. — Mitter-
maier, Das Deutsche Strafverfahren, II. S. 614 ff., 637 ff. — Planc, System. Darstell.,
S. 124 ff. — Zachariä, (Handbuch, des Deutschen Strasprz., S. 653 ff. — Oppen-
hoff, Die Preuß. Gesetze über das Verfahren in Strassachen, W. 12—18, 460—464. —
Klien, De auctoritate sententiae criminalis absolutoriae (4 Feite, Leipz. 1827— —1829). —
F abricius, De re criminali iudicata (Jen. 1835). — Wendler, De re iud. inprimis in
causis criminalibus (Leipz. 1833). — Hélie, Traité de PlInstr. crim. (1. éd.) Vol. III. §§ 173—
185, p. 524 ss.; Derselbe, Pratique criminelle, N. 505, 922 ss. — Trébutien, Cours de
droit crim., II. p 634 ss. — Morin, Rôépert.: verbo Chose ugée. — Mangin, Traité de
’action rutligqus, 3. 6d. (1876), §§ 370—441. — Rolland de illargues, Zu art. 360 des
Code d'Instr. crim. — Borsari, Azione penale, p. 503—575. — Glaser, Die Durchführung
der Regel: Non bis in idem im Englischen und Französischen StrafPrz., Gerichtssaal 1871,
S. 1 ff.; Derselbe, Anklage u. s. w., im Englischen Schwurgerichtsverfahren, S. 96— 113.—
Arch. für Kriminalrecht, 1860 S. 497—520 (Mittermaier). — Gerichtssaal 1857 Bd. II.
S. 241—273 (Abegg), 1866 S. 31 ff. (Berner, Non bis in idem gegen auswärtige Straf-
urtheile). — Goltdammer's Arch. II. S. 785—791; III. S. 22—31, 106—213 (Küßner);
III. S. 385—460, 472—496 (Bernen), 822; X. S. 457 472; XVII. S. 831 ff. Relative
Rechtskraft); XVIII. S. 153 ff. (Wirkung eines eine ungese liche Elues verhängenden Ur-
theils), XXVI. S. 186 ff. (Ortloff. — Allg. Deutsche Stra rechtsztg. X. S. 465 ff. (oos,
Ueber delative Rechtskrafth. — v. Schwarze in v. Holtzendorff's Handb. II. S. 245 Sf —
Meves, das., S. 474 ff. — Löwe, Die StrafPO. für das Deutsche Reich, S. 730
N. 2 à und die ## angeführten Stellen. — A. Eis: Die StrafPO., S. 277, 2. 408.
437. — Ullmann, Oesterr. Strafprczeßrecht, 786, 787. — S. May er, Handbuch des
Oesterr. Strafprozeßrechts, II. S. 16 ff. — * das Verhältniß des Sa Civ. Prz.
s. insbesondere: Zachariä, Sinkbanh, II. S. 99 ff. mit ausführlicher Literaturangabe. —
Aejer, De civilis et rrinsnass causae praejudicio (Hann. 1841). — Verhandlungen des
7. Deutschen Juristentags Bd. J. S. 3 ff. (Planck): Bd. II. S. 45 ff. (Eduard 5 Fiszth,
S. 165 ff., 243. — v. Bar in der Zeitschr. für Ges. u RechtspfleI 1871, S. 202 ff. —
Siuen2. im Gerichtssaal 1870, S. 124 ff., ruck, un e prä-
judizielle Wirkung des rechtskräftigen %33 W 1#. Glaser.
Rechtsmittel (civilproz.). I. Zweck des Civ. Prz. ist es, einer Privat-
rechtsstreitigkeit durch staatliche Autorität ein dem Rechte und der Gerechtigkeit ent-
sprechendes Ende zu machen. Es muß ein Ende gemacht und ein Zustand geschaffen
werden, der weiteren Streit ausschließt. Das verlangt die Rechtssicherheit. Diesen
Zustand nennen wir die Rechtskraft (s. diesen Art.). Er müßte prinzipiell sofort
mit dem Richterausspruch, welcher die Streitigkeit entscheidet, eintreten. Und so war
es ursprünglich. Res judicata, die abgeurtheilte Sache, war den Römern sinis con-
troversiarum (I. 1 D. de re judic. 42, 1) und für immer blieb ihnen daher der
Mangel eines technischen Ausdruckes für die rechtskräftig abgeurtheilte Sache. Aber
es sind Menschen dem Irrthum und der Leidenschaft ausgesetzt, in deren Hand der
Staat die Erledigung der Prozesse gelegt hat. Diese Erwägung muß dazu führen,
im Interesse der betheiligten Privaten und des Rechtes selbst Garantien dafür auf-
zustellen, daß jener Zweck des Civ. Prz. durch die Gerichte so vollkommen als möglich
erreicht werde. Zu diesen Garantien gehören die R., d. h. im Allgemeinen die
Mittel, wodurch ein Richterausspruch als dem Rechte oder der Gerechtigkeit nicht
entsprechend angefochten und sein Uebergehen in Rechtskraft gehindert werden kann.
Sofort aber dürfen wir diesen weiten Begriff durch den Zusatz beschränken, daß die
v. Holtzendorff, Ene. II. Rechtslexikon III. 3. Aufl. 19