Schöffengericht. 589
das Verlorene, insbesondere für die Summe geistiger Arbeit, die in Deutschland auf
die Erfassung, Aneignung und Fortbildung des Jurygedankens seit 1848 verwendet
ward, keinen Ersatz bieten könnte. Vielmehr dürften auch unter ihnen Diejenigen
überwiegen, welche vor die Wahl: „reines Juristengericht“ oder „S. gericht“ gestellt,
sich keinen Augenblick bedenken, für ersteres zu stimmen.
Lit: Für Schöffengerichte, oder vielmehr eher Loch für Schöfengerichte als für das
Geschworenengericht: D Schwurgericht (Wien 1864), S. 676—680. — v. Schwarze Ge-
schworenengericht und S. (1864); Derselbe, Das Deutsche Serichernt und dessen Reform
(Erl. 1865), S. 165 ff.; Dersekbe, Sirgsereuezpeee im Königreich Sachsen, Bd. II. Heft 3;
Derselbe, Das Schöffengericht, Leipz 1873; Derselbe in v. Holtzendorff's Handbuch
II. S. 567—578. — Za chariä, Das moderne Schöffengericht, Berlin 1873. — H. Meyer,
Die Frage der Schöffengerichte, geprüft an der Aufgabe der Geschworenen, Erl. 1873; D erselbe,
Die Gegner des Schöffengerichts (an der Spitze eine Aufzählung derselben), in Goltdammer's
Archiv XXI. S. 369 ff. — Spinola, Schwurgerichte und Schöffengerichte, daselbst XX.
S. 225 ff. — Ded tor Der Kampf um die Basehung der Deutschen Strafgerichtsbank, im
XXXlII. Bande der Preußischen Nahrbücher; D der elbe, Die drei Grundfragen der Organisation
des Strafgerichts, Leipzig 1876. — Schütze, Laien in den ue Leipz. 1873. —
Kurtz, Schwurgerichte oder Schöffengeri 9 Allgem. Deutsche Etrafrechtszeitun XII. S.
177 ff. — Direktor v. Schott in der Augsb. Allgem. Ztg. 1872 u. 1873. — Vollert,
Schwurgericht oder Schöffengericht, Jena 1873. — Gegen das 2“e u. E-hffengeriert:
Mittermaier, Das Volkzgericht in Gestalt der Sckwur- und Schöffengerichte, Berlin 1866.—
Glaser, Zur Juryfrage (Wien 1864), S. 60—70, 2. Aufl. unter dem Titel: Schwurgerichtl.
Erörterungen (Wien 1875), S. 138 ff. — v. Bar, Recht und Beweis im Geschworenengericht
(1865), S. 53 ff.; Derselbe, Zur Frage der Geschworenen= u. Schöffen erraichte, Berlin 1873.—
John, Ueber Geschworenen erschte u. Schöffengerichte, Berlin 1872. — Mayer, Geschworenen-
zrichte u. Scöfenzerichte erlin 1872. — Gotthelf, Schwurferichte und Schöffengerichte,
ünchen 1873. — Seuffert, Geschworene oder S.? München 1873. — Wellmann, Ge-
schworene oder S 7 Berlin 1873.— Wa hlberg, Kritik des Entwurfes einer Deutschen Straf#.
(Wien 1873), S. 10 ff. und Allgem. Oesterr. Hreichtszeitung 1872, S. 1 ff.; Derselbe in der
Allgem. Deutschen Strafrechtsztg. XIII. S. 40 ff. — Gneist, Vier Fragen (Berlin 1874),
S. 142 ff. — Petsch in der Allgem. Deutschen Strafrechtsztg. XII. S. 321 ff. — Fr. Zimmer-
mann, leber das projektirte Schöffengericht, Gerichtssaal 1873, S. 223 ff. — v. Rönne, Die
Aufgaben des Bürgerelementes im Strafprozeß, Leipz. 1876. — Lauhn, Von der Einführung.
der Schöffengerichte ist für die Kriminalrechtspflege kein Gewinn zu hoffen, Köln 1873. —
Walther in der Augsb. Allgem. Zeitung 1872 und 1873, insbes. Nr. 334 u. 335, Jahr
1872. — Darstellungen gegebener Schöffengrichtgnrichtungen. in Gerichtssaal 1865, S. 53 B#
(Haager); Goltdammer's Archiv XVI. 612, 673 ff. Geinze) XVIII. 719, 793 ff.
(Zimmermann); XVII. 257; XVIII. 585 (v. Schwarze). — Ueber den gesammten Streit:
Verhandlungen des 9., 10. und 11. Deutschen Juristenkagss. — S. übrigens die Lit. hinter d.
Art. Schöffengericht. Glaser.
Schöffengericht als Strafgericht unterster Ordnung. — Nach den neuen
Deutschen Reichsgesetzen ist das S. lediglich Strafgericht unterster Ordnung,
dem Gericht unterster Ordnung überhaupt (dem Amtsgericht s. diesen Art.) ein-
gefügt, bei welchem ein Amtsanwalt die Funktion der Staatsanwaltschaft versieht
(GVG. 88 25 und 143, 3Z. 3).
I. Der organisatorische Gedanke, welcher hier zu Grunde liegt, hat
allerdings insofern eine Modifikation erlitten, als ursprünglich Werth darauf gelegt
war, auch bezüglich der Rechtsmittel das Verfahren vor den Gerichten aller Ord-
nungen gleich zu gestalten und die Heranziehung des Laienelementes also auch hier
eine Art von Surrogat für die ausgeschlossene Bestrafung gegen den Ausspruch über
die Thatfrage hätte bilden sollen. Jetzt, wo die Berufung gegen die Urtheile der
S. zugelassen ist, handelt es sich also nur darum, daß auch in den Straffällen
niederster Ordnung eine kollegiale Entscheidung erfolgen soll. Das S. bildet
dem Prinzip nach ein Kollegium, vor welchem die Hauptverhandlung stattzufinden
hat, und das zum Amtsrichter in demselben Verhältniß steht, wie die Strafkammer
zum Vorsitzenden in der Hauptverhandlung; es findet keine Theilung der richterlichen
Aufgaben statt, die Schöffen nehmen mit dem Amtsrichter an der Entscheidung über
Inzidentalfragen und an der Schöpfung des gesammten Erkenntnisses Theil. Aller-
dings sind Ausnahmen nach zwei Richtungen hin gemacht: