216 Verträge 1870.
größte, mächtigste Mann in Deutschland mit dem Geringsten und Aermsten
als gleich zusammenfindet, ein Wort, in welchem wir une alle verstehen
können ohne Ausnahme. Das ist der Namc „Deutsch“ selbst, das „Deutsche
Volk", „Deutschland“. Num giebt es zwar noch einen Namen, der noch
hoch darüber steht, gleichmäßig über uns wie über allen Völkem ohne Aus-
nahme, ein Name, der nicht gemißbraucht werden soll; aber nach diesem
höchsten Namen ist der nächste Namc, der nicht gemißbraucht, entstellt oder
irgend auch nur vermindert und abgeschwächt, und ich möchte sagen, be-
schnitten werden soll, das „Deutsche Volk“. (Große Heiterkeit.) Nun aber, meine
Herren, ist hier wirklich das deutsche Volk? Wo ist Luremburg und Lim-
burg, die Länder, welche uns im gegenwärtigen Kriege von höchstem Vor-
theile geworden wären, welche aber erst durch die nach meiner Meinung so
gänzlich unheilvolle Politik des Grafen Bismarck vor drei bis vier Jahren
von Deutschland losgetrennt wurden, so daß wir jetzt gar nicht einmal vor-
aussehen können, wann diese Länder wieder zu demselben kommen werden.
Und wenn jetzt hier nun die süddeutschen Länder zu einer Vereinigung hin-
zutreten wollen, so sage ich weiter: Die südwestdeutschen Länder sind es nur;
wo ist das südöstliche Deutschland, wo ist Oesterreich? (Ahal) Jenes mächtige
Reich, welches, wenn es in diesem Kriege bei uns wäre, schon allein dahin
wirken würde, daß wir mit weit geringeren Opfern auch zu einem chren-
vollen Frieden kommen würden. Meine Herren, ich frage: ist die erste
Hälfte dieses Namens „der deutsche Bund“ hier wirklich rorhanden? Sie
würden vielleicht sagen, man kann ja den Namen leicht ändem, (Heiterkeit)
wir könnten auch sagen „Vereinigte Staaten von Deutschland“, wie man
spricht von „Vereinigten Staaten von Nordamerika“, oder wir könnten sagen
„Vereinigte deutsche Staaten". Nun, ich will nicht das berücksichtigen, ob
diese Namen wirklich einerlei seien mit dem Namen „der Deutsche Bund",
sondern lassen Sie mich nun vielmehr in's Auge fassen, ob auch uur die
zweite Hälfte dieses Nameus „der Deutsche Bund“ hier wirklich zutreffend,
ob hier wirklich sei ein „Bund.“ Wenn wir die Geschichte aller Jahrhunderte
vor und nach Christus genauer kennen, wenn wir vergleichen, was das We-
sen der Sache selbst fordert, so gehören zu einem Bunde ganz nothwendig
drei Merkmale. Das erste Merkmal ist das, daß alle die Glieder, die zu
einem Bunde zusammentreten, frei zu ihm zusammentreten; die Freiheit ist
hier das erste. Das zweite Merkmal ist, daß alle Glieder dieses Bundes
hinsichtlich der Rechte und Pflichten unter sich vollkommen gleichstehen nach
der Größe des GEinzelnen im Verhältniß zum Ganzen; und das dritte Merk-
mal ist, daß kein einzelnes Glied eines solchen Bundes solche Vorrechte be-
sitze, welche zu einer Herrschaft über den ganzen Bund, über alle übrigen
Glieder des Bundes führen. Da werden Sie vielleicht fragen: was soll
denn über dem Bunde stehen? Meine Herren, über dem Bunde sollen stehen
einmal die wahren Zwecke, für welche der Bund gestiftet wird, zweitens
die wahren Mächte, durch die allein er aufrecht erhalten werden kann, und