Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

220 Verträge 1870. 
ihn eine Frage zu richten. (Der Redner wendet sich nach dem Tische des 
Bundesraths. Große Heiterkeit, da der Präsident des Bundeskanzleramts 
Delbrück nicht anwesend ist.) Da in den Gesetzen, wie sie uns vorliegen, 
das Verhältniß Preußens zu Hannover und den übrigen annektirten Staa- 
ten, vom Jahre 1866 berührt ist, da ferner zwischen der Krone Preußens 
und den damals rertriebenen deutschen Fürsten bis jetzt kein Friede ge- 
schlossen ist, da urkundlich daraus das unendliche Unheil entsprossen ist, wel- 
ches ich freilich vielleicht näher kenne, als viele von Ihnen, weil die Zei- 
tungen jetzt nicht darüber reden dürfen, das Unheil aber wirklich da ist, so 
richte ich an ihn die Frage: (Erneute Heiterkeit) was in dem neuen deutschen 
Bunde, wie er hier begründet werden soll, aus diesem unendlichen Unrechte, 
welches aus dem alten, dem Nordbunde in den neuen Bund hinübergeführt 
werden soll, was daraus werden soll, ob endlich einmal wahre Gerechtigkeit 
hier walten soll, ob die vertriebenen Deutschen Fürsten, die unschuldig ver- 
triebenen, sage ich, ob die endlich in ihr Recht wieder eingesetzt werden sollen, 
(Große Heiterkeit, Widerspruch) und mit ihnen auch ihre Völker; ob das 
Volk von Hannover und die anderen Völker wieder zu ihren alten noch nicht 
verlorenen und unantastbaren Rechten zirückgelangen sollen oder nicht? Und, 
meine Herren, schließlich, da der Herr Kollege Friedenthal uns gestern diese 
Bombe in diese friedliche Versammlung hinwarf, (Große Heiterkeit) so habe 
ich an ihn auch noch zwei Fragen zu richten, die er die Güte haben möge, 
mir zu beantworten, — zwei Fragen. Einmal diese: Ist es wirklich die 
Meinung des Herm Kollegen, den Vorwurf, den er gestern gegen die 
Kaiser vom Hause Oesterreich aussprach, aufrecht zu erhalten, (Ruf: Ja 
wohll) obgleich dieser Vorwurf, wie ich meine, mit noch weit größerem 
Rechte gegen viele preußische Fürsten ausgesprochen werden könnte? (Murren.) 
Meine zweite Frage ist die: Hat der Herr Kollege vielleicht hinreichend er- 
wogen, was das deutsche Kaiserthum, das er uns angekündigt hat, wirklich sei 
und sein müsse nach Allem, was schon vorliegt als Grundlage davon und 
worauf es sich weiter aufbauen und erhalten muß? Hat er überlegt, ob es 
sein werde eine wahre Fortsetzung des alten deutschen Kaiserthums (Ruf: 
Nein, nein!) oder ob es etwa sei eine Art von Protektorthum des Englän- 
ders Cromwell, (Widerspruch und Heiterkeit) den ich als Rebellen nie ge- 
achtet habe, (Heiterkeit) der aber die größten, die ewig bleibenden Verdienste 
um die englische Greiheit sich erworben hat? Hat er sich überlegt, daß das, 
was er uns hier dunch sein eigenes Votum aufdringen wollte, nichts weiter 
ist, als daß wir daraus ersehen, daß die Deutschen gewöhnlich um 10 oder 
20 Jahre hinter den Moden Frankreichs und der Pariser zurück sind? Und 
weiter, daß wir daraus ersehen, daß diese Gemeinschaft, die ich heute nach 
den Vorlagen neunen will, den Deutschen Bund, eigentlich doch nur aus der 
Rerolution hervorgegangen ist und immer bei ihr bleiben muß, wenn sie 
sich erbalten will, — daß dieses Kaiserthum eigentlich nichts weiter sein kann 
und sein wird, als ein drittes bonapartistisches Cäsarenthum? (Widerspruch, 
Heiterkeit.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.