Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band III (3)

Römer. 559 
die Nation wissen zu lassen, was sie von seinem Wirken zu denken hat.“ 
Dann, meine Herren, hat der Herr Abgeordnete Mohl im Jahre 1851 sich 
über die deutsche Flotte ganz anders ausgesprochen als gestern. Er hat sich 
sehr lebhaft und in nicht genug anzuerkennender Weise für die Erhaltung 
der deutschen Flotte ausgesprochen, sogar auf Privatkosten, wenn es sein 
müßte. Ich will den Passus, der die deutsche Flotte betrifft, nicht wörtlich 
rerlesen, er wird selbst nicht lengnen, daß er im Jahre 1851 ausgesprochen 
bat: der Zollverein muß durchaus zum Schutz seines Handels eine deutsche 
dlotte haben, und wenn sie von den einzelnen Staaten nicht forterhalten 
wird, so muß sie auf Kosten von Privaten erhalten werden. 
Mohl: Lesen Sie es, lesen Sie es! 
Nömer: Sie können es selbst lesen, wenn Sie einen Widerspruch darin 
finden. — Erinnern Sie sich, meine Herren, an das, was Herr Mohl 
gestern gesagt hat, und sagen Sie dann, ob das eben Gehörte im Wider- 
spruch steht mit dem, was Herr Mohl gestern gesagt hat. 
Mohl: Es steht gar nicht im Widerspruch. 
Nömer: Meine Herren! Ich komme nun zur Vergangenheit der ganzen 
Partei, die uns gegenübersteht. Unsere Gegner haben seiner Zeit die Allianz- 
und ollvereinsverträge einstimmig bekämpft; sice haben bei jeder Gelegenheit, 
nachdem der Allianzvertrag angenommen war, seine rechtliche Verbindlichkeit 
bestrien; sie haben auf das heftigste gekämpft gegen das neue Kriegsdienst- 
gesetz und gegen das Militärbudget, und durch eine großartig augelegte Agi- 
lation unsere neue Heeresorganisation über den Haufen zu werfen versucht. 
Sie haben den Südbund gehegt und gepflegt; er ist freilich nicht einmal 
auch nur zu einem embryonischen Dasein gelangt. Sie haben endlich, als 
der Krieg, den jetzt die Deutsche Nation so glorreich führt, dem Ausbruch 
nabe war, auf das heftigste die Neutralität gepredigt; Herr Mayer, der 
jezt nicht mehr in diesem Hause sitzt, hat, als die zweite Kammer über 
Krieg und Frieden ihrerseits zu entscheiden hatte, gesagt: noch am Abend 
vorher habe die vereinigte großdeutsche und Volkspartei beschlossen, die Neu- 
tralität durchzusetzen; und, meine Herren, nur deßhalb, weil die Herren 
Parrioten in Baiern, ihre Gesinnungsgenossen, welche in ihren Preßorganen 
mit schamloser Frechheit die Franzosen ins Land gerufen hatten, — weil die 
Patrioten in Baiern die Neutralität nicht durchsetzen konnten, deßhalb ist 
ihnen der Muth entfallen und sie haben den Antrag in diesem Hause nicht 
gestelt. Was wäre die Folge für Würtemberg gewesen, wenn die Politik, 
die ich eben gekennzeichnet habe, — wenn diese Politik gesiegt hätte? Wo stünde 
Bürtemberg jetzt? Es wäre durch den Ausschluß aus dem Zollverein wirth- 
schaftlich ruinirt, es wäre unfähig geworden, au der Seite der übrigen
	        
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