226 Französische Vermittlung.
Osterreichern in Venetien gelassen einzumarschiren, das Land
in eigenem Namen für Italien in Besitz zu nehmen, und die
Rflicht gegen Preußen vielleicht durch Berennung einer der
Festungen zum Schein zu erfüllen. Für eine Auflehnung
gegen Napolcon war in seiner engen Seele überhaupt kein
Raum.
Ganz anders aber stand es, wie im übrigen Italien, so
auch in Florenz.
Während die Volksmassen über Napoleon wütheten,
sagte der Prinz von Carignan, der während der Abwesenheit
des Königs die Geschäfte leitete, am 6. Juli dem preußischen
Gesandten, die Annahme Venetiens sei in dieser Weise un-
möglich; vor Allem wünsche Victor Emanuel über Preußens
Entschlüsse unterrichtet zu werden; noch heute werde der
Angriff auf Borgoforte beginnen. Nicht anders äußerte sich
Ricasoli. Die Schenkung, sagte er, lehnen wir ab, und gehen
zu neuer Offensive über, die sich um so rascher entwickeln
wird, als bereits alle österreichischen Truppen nach Norden
abziehen; wir hoffen, daß auch Preußen bei der französischen
Lockung fest bleiben wird. Unterdessen wurden von Paris
alle Mittel in Bewegung gesetzt, diese Widerspenstigkeit, die
man einen empörenden Undank nannte, zu brechen. Victor
Emanuel erhielt ein Telegramm des Kaisers, Preußen sei
bereit zum Stillstand, wenn Italien ihn annehme; der König
möge also bedenken, welcher Verantwortung er sich durch die
Verwerfung aussetze. Es war dies, wie wir wissen, nur
halb wahr, da Preußen noch sehr gewichtige sonstige Be-
dingungen für den Stillstand gestellt hatte. Aber noch ent-
schiedener fabulirte auf Drouyn de Lhuys' Weisung der fran-
zösische Gesandte, Baron Malaret. Spät am Abend des 6.