seitbem Mehl und Getreide staatlich beschlagnahmt sind
und einem jeden die tägliche Ration zugeteilt wird.
Die Sparsamkeit mit Brot und Mehl ist damit zum
staatlichen Zwang geworden.
Gewiß, die taͤgliche Brotration ist für viele kleiner,
als sie in Friedenszeit zu sein brauchte, und es wird
manch einen geben, der seine liebe Not hat, sich bie
Wochenration so einzuteilen, daß noch am siebenten
Tage die volle Portion zur Verfügung steht. Das
ist Kriegsnot, das ist Kriegsdienst, in dessen Erfüllung
sich auch der daheim in Sicherheit Gebliebene mie Recht
und Stolz sagen darf, daß er kämpfen und siegen hilft.
Der tägliche, der stündliche Gedanke jedes beutschen
Mannes und jeder deutschen Frau an die Krieger, die
oft in tagelangen Kämpfen und Märschen das Not-
wendigste entbehren, wird keine Regung des Unmuts
aufkommen lassen, wenn zuweilen der Appetie größer als
die Brotkarte ist. Dieser Krieg ist auch ein Wirt-
schaftskrieg, und mit der räglichen Mehl, und Brot-
ration kämpft Deutschland ebenso wie mit Gewehr und
Geschütz um den Sieg uber eine Welt von Feinden.
Staatliche Verordnungen haben schon seit geraumer
JFeit dafür gesorgt, daß das Getreide gröber ausge-
mahlen und dadurch gestreckt wird. Im Frieden war
unser Bror immer feiner und weißer geworden dadurch,
daß nur der feinste Kern des Roggens und Weizens
ausgemahlen wurde und etwa 40 v. H. des Kornes
der menschlichen Ernährung verloren ging. Unser
Krlegsgebäck ist gröber, sowohl die Semmel mit
dem eingebackenen Roggenmehl wie das Brot mit
dem Kartoffelzusatz.
Die anfängliche Unsitte, das fehlende feine Weiß-
brot durch einen im Hause gebackenen Kuchen zu er-