Die Beziehungen der Germanen zu den Römern. 5
Cäsar eilte herbei, bemächtigte sich in treuloser Weise der feindlichen
Heerführer und warf die überraschten Völkerschaften auseinander. Um
den Germanen vor den römischen Waffen Furcht und Achtung einzu—
flößen, ging Cäsar auf einer Pfahlbrücke, wahrscheinlich zwischen Koblenz
und Bonn, über den Rhein und wiederholte diesen Zug im Jahre 53.
[Tiberius dringt bis an die Donau, Drusus 12—9 bis
an die Elbe vor.] Oktavianus Augustus (von 31 vor Chr. bis
14 nach Chr.) ging weiter und suchte die Eroberung und Romanisierung
Germaniens von zwei Seiten her in Angriff zu nehmen. Während
nämlich sein älterer Stiefsohn Tiberius die meist celtischen Völker-
schaften zwischen Alpen und Donau zur Unterwerfung brachte, drang
der jüngere Stiefsohn Drusus vom Rheine aus unmittelbar gegen
Germanien vor. So wurden südlich von der Donau die römischen
Provinzen Rätlen und Vindeliclen, Norlkum und Pannonlken
gegründet, und allmählich erhoben sich hier zahlreiche Römerstädte,
wie Augst bei Basel (Augusta Rauracorum), Augsburg (Augusta
Vindelicorum), Regensburg (Reglna), Salzburg (luvävum) und Wien
(Vindoböna). Andrerseits besiegte Drusus mehrere Stämme an
der Nordsee, die er als der erste Römer befahren hat, sowie an der
Weser, dem Main und der Elbe; er errichtete an der Lippe das
Kastell Allso und am Rheine (im Anschluß an celtische Ort-
schaften) eine ganze Reihe von Befestigungen, aus denen später
römische Städte erwuchsen, z. B. Straßburg (Argentorätum), Mainz
(Moguntiäcum), Köln (Colonia Agrippinensis) und Tanten (Castra
Vetéra). Am Elbufer soll ihm ein Weib von übermenschlicher Größe
entgegengetreten sein und ihn vor weiterem Vordringen gewarnt
haben; auf dem Rückzuge starb er infolge eines Beinbruches, den er
sich durch den Sturz seines Pferdes zugezogen hatte.
[Varus in Germanien 9 nach Chr.] Den Oberbefehl in
Germanien übernahm nun zunächst Tiberius, durch dessen kluge und
listige Anschläge die Romanisierung gute Fortschritte machte, späterhin
aber Quintillus Varus, der die Deutschen durch seine unerbittliche
Strenge aufs äußerste erbitterte. Die norddeutschen Völkerschaften
taten sich daher zu einem Bunde zusammen und stellten den Cherusker
Arminiust) als Herzog an ihre Spitze. Dieser lockte den Statt-
1) Der Name Arminius hat nichts mit Hermann zu tun, aber im Volke
hat sich diese falsche Ableitung so eingebürgert, daß sie beinahe geschichtlich ge-
worden ist.
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