Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

Die Burgunder. 11 
sprochen haben sollte, in Ravenna hingerichtet. Sofort rückte jetzt 
Alarich wieder in Italien ein, diesmal in der festen Absicht, die ein— 
flußreiche Stelle Stilichos für sich zu erlangen. Da er jedoch bei 
Honorius, der sich in der Festung Ravenna vor einem Angriffe 
sicher fühlte, kein Gehör fand, zog er mehrmals vor Rom und be— 
setzte endlich diese Stadt am 24. August 410. Nach einer dreitägigen 
Plünderung begab er sich nach Unteritalien, wahrscheinlich um auch 
Sizilien und Afrika zu unterwerfen. Bei diesem Unternehmen ereilte 
ihn der Tod; seine Goten betteten ihn und alle seine Schätze in den 
Busento bei Kosenza. 
[Die Westgoten in Gallien und Spanien.] Alarichs 
Nachfolger Athaulf trug sich zuerst mit dem Gedanken, an Stelle der 
Römer die Goten zu Herren des Erdkreises einzusetzen; dann wurde 
ihm aber klar, daß, da die Barbarei seiner Krieger nicht an den Ge- 
horsam gegen die Gesetze zu gewöhnen sei, sein Plan unausführbar 
bleiben müsse. Er stellte sich daher dem Honorius zur Verfügung und 
führte sein Heer nach Gallien, um diese Provinz vor dem Andrange 
anderer germanischer Völker zu schützen. Dort vermählte er sich, 
freilich gegen den Willen des Kaisers, mit dessen Schwester Placidla, 
die dem Gotenheere bisher als Geisel gefolgt war. Nach Athaulfs 
Ermordung wurde Wallia auf den Königsschild erhoben; dieser sandte 
Placidia nach Ravenna zurück und bekämpfte im Dienste der Römer die 
in Spanien eingedrungenen Alanen, Sueben und Vandalen. Zum 
Lohne hierfür erhielt er 419 einen Landstrich in Südgallien, etwa 
Aquitanien mit Toulouse; später (seit 456) eroberten die Westgoten 
aber auch den größten Teil Spanienst). Sie waren somit die 
ersten, die einen geordneten germanischen Staat auf 
römischem Boden gründeten. 
Die Burgunder. [Um Worms, später an der Rhöne und 
Saöne.] Die Burgunder wohnten ursprünglich als Nachbarn der 
Goten zwischen Weichsel und Oder. Nachdem sie dann weiter nach 
Westen gewandert waren, ließen sie sich eine Zeitlang um Worms 
am Rhein nieder. Hier wurde ihr König Gündikar (Gunther) mit 
dem größten Teile seines Volkes von einem hunnischen Heere im 
römischen Solde niedergemacht; eine dunkle Erinnerung an dieses 
Ereignis hat sich im Nibelungenliede erhalten. Der Rest der 
1) Die Landschaft Katalonien (Gotenland) bewahrt noch heute ihren Namen. 
8 11.
	        
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