Die Hunnen. Ende des weströmischen Reiches. 13
der neuen Herrschaft in die Gebirge von Wales luäls] oder nach
Gallien (Bretagne).
Die Hunnen. In Gallien 451.] Nach der Unterwerfung
der Goten dehnten die Hunnen ihr Reich allmählich über Südrußland,
Polen, Ungarn und einen großen Teil Deutschlands aus; mit den
Römern traten sie noch nicht in ein feindseliges Verhältnis. Als aber
Atillat) oder Etzel, wie ihn die germanische Sage nennt, König der
Hunnen wurde, da schien es, als ob auch die römische Welt in
Trümmer fallen sollte. Dieser angesehenste und furchtbarste unter den
Herrschern jener Zeit, der seinen hölzernen Palast zwischen der Donau
und Theiß aufgerichtet hatte, demütigte zunächst das oströmische
Reich, indem er bis zu den Thermopylen vordrang und den Kaiser
tributpflichtig machte. Dann führte er im Einverständnis mit
Geiserich seine kolossalen Heeresmassen nach Gallien, um hier die
Weströmer, die unter Aêtlus (§ 11) noch ein kleines Gebiet bewahrt
hatten, zugleich mit den Westgoten und anderen germanischen Völkern
zu vernichten. Er fand aber bei Orléans Widerstand und zog sich nach
der Champagne zurück. Hier kam es nun 451 auf den katalau-
nischen Feldern zu einer mörderischen Schlacht; eine spätere gotische
Sage erzählt, die Geister der Verstorbenen hätten den Kampf in der
Luft fortgesetzt ). Attila war zwar nicht geschlagen, kehrte aber doch
um und unternahm erst im folgenden Jahre einen Angriff auf Italien.
Schon hatte er Aquilöja zerstört, dessen Bewohner sich in die Lagunen
flüchteten und Venedig gründeten, als er durch Seuchen im Heere
und, wie man sagt, durch die Bitten des Papstes3) Leo I. zum Rück-
zuge nach Ungarn bestimmt wurde. Bald darauf starb er;z seine
Söhne entzweiten sich, die germanischen Völker aber machten sich
wieder frei und drängten die Hunnen nach Asien zurück.
Ende des weströmischen Reiches 476. [Odoaker.] Inzwischen
war der Einfluß der Germanen auch in Italien immer mehr ge-
wachsen: sie dienten in den Legionen nicht bloß als Soldaten, sondern
nahmen auch Feldherrnstellen ein und geboten im kaiserlichen Palast
als Staatsmänner. So stand der Suebe Ricimer mit dem Teitel
1) Der Name ist ihm von den Germanen gegeben worden und bedeutet
„Väterchen“.
2) Vgl. Kaulbachs Gemälde im Treppenhause des Berliner Museums.
) Papst (papa — Vater) wird das Oberhaupt der katholischen Kirche
genannt. Vgl. § 26 am Ende.
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