Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

Karl I. der Große 768—814. 27 
Sohne Ludwig wieder aufgenommen, der das Land etwa zwischen 
Pyrenäen und Ebro (801) dem fränkischen Reiche einverleibte. 
4. Krieg gegen Tässilo von Bayern 788. Karl duldete 
nirgends mehr Volksherzöge, sondern setzte überall königliche Grafen 
ein. Nur die Bayern besaßen noch an Tässilo einen fast unab- 
hängigen Herzog, der sich mit Hilfe seiner östlichen Nachbarn, der 
Avaren, sogar ganz selbständig zu machen suchte. Auf drei Seiten 
von fränkischen Truppen bedrängt, ergab sich Tässilo dem Könige; 
nach einem neuen Treubruch (Harisliz) wurde er in ein Kloster ge- 
steckt und sein Land in fränkische Verwaltung genommen. 
5. Avarenkrieg (791—796). Die Avaren, ein den Hunnen 
verwandtes Volk, hatten sich nach dem Abzuge der Langobarden nach 
Italien in Pannonien niedergelassen und belästigten von hier aus 
durch ihre Raubzüge alle Grenznachbarn. Um Bayern zu schützen, 
führte Karl zwei Heere gegen sie ins Feld und rückte siegreich bis 
zur Raab vor. Später vollendete dann sein Sohn Pippin die Er- 
oberung des Landes, indem er den Hauptring der Avaren, d. i. ein 
stark befestigter, ringförmiger Erdwall zwischen Donau und Theiß, 
erstürmte und unermeßliche Beute machte. Das sehr verheerte Gebiet 
wurde deutschen, besonders bayrischen Ansiedlern zum Anbau über- 
lassen und Salzburg als Bistum für den Südosten des Reiches 
eingerichtet. 
6. Slawenkriege (789, 804, 805). Seit der Völkerwanderung 
waren in die von den Deutschen verlassenen Gebiete zwischen Weichsel 
und Elbe slawische oder wendische Volksstämme von Osten her 
eingewandert; an der Elbe und Saale stießen sie also mit den 
Sachsen zusammen, mit denen sie in beständigen Grenzfehden lebten. 
Karl griff auch in diese Verhältnisse ein. Er schloß mit den 
Abodriten (in Mecklenburg) einen Bund, unterwarf die Wilzen an 
der Havel und ließ selbst die Tschechen in Böhmen und die Sorben 
an der Saale seine starke Hand fühlen. Das Ergebnis dieser glück- 
lichen Feldzüge war insofern sehr wichtig, als dadurch dem weitern 
Vordringen der Slawen nach Westen für immer ein Ende ge- 
macht wurde. 
7. Dänenkrieg (808—810). Nach der völligen Unterwerfung 
der Sachsen berührten sich die Franken an der Eider auch mit den 
heidnischen Dänen, die dem nordgermanischen Stamme der Nor- 
mannen angehörten. Der Dänenkönig Gottfried versuchte nun, 
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