Heinrich V. 1106—1125. 47
dem befreundeten Bischof von Lüttich, wo er, wie sein Gegner Gregor,
elend und verlassen aus dem Leben schied.
Heinrich V. 1106—1125. [Ende des Investiturstreites.]
Heinrich V., ein verschlagener aber kraftvoller Fürst, fuhr fort, die
Kirchenämter durch Ring und Stab zu vergeben. Er verzichtete erst
dann hierauf, als ihm Papst Paschälis II. 1111 in einem Vertrage
alle geistlichen Lehnsgüter zurückgeben wollte. Dagegen erhoben jedoch
die Bischöfe entschiedenen Widerspruch. Als sich Paschalis infolgedessen
weigerte, den Kaiser überhaupt zu krönen, wurde er von diesem ge-
fangen genommen und zur Krönung und Anerkennung des königlichen
Investiturrechts gezwungen. Aber bald darauf erklärte eine Synode
auch diesen Schritt des Papstes für null und nichtig, und so dauerte
der Streit fort und wurde erst 1122 durch das mit Kalixtus IEI.
abgeschlossene Wormser Konkordat beendet. Danach sollten die
Bischöfe von den Domkapiteln) in Gegenwart des Kaisers oder
seines Bevollmächtigten gewählt werden; der Kaiser sollte darauf den
Erwählten durch das Zepter mit den Krongütern und weltlichen
Rechten investieren (belehnen); der Papst oder sein Vertreter sollte
schließlich die kirchliche Weihe vollziehen. So teilten sich nach fünfzig-
jährigem Streite die beiden Häupter der Christenheit in eine Macht-
befugnis, die zuerst jedes für sich allein in Anspruch genommen hatte.
[Kampf mit den Fürsten.] Den Kampf mit dem Papsttum
hatten sich sofort wieder die deutschen Fürsten zunutze gemacht:
die Unzufriedenen scharten sich um den Sachsenherzog Lothar von
Supplinburg, den Nachfolger des Billinger Magnus, und schlugen
Heinrichs tüchtigen Feldhauptmann Hoyer von Mansfeld 1115 am
Welfesholze bei Eisleben aufs Haupt, wobei der Führer selbst den Tod
fand. Mit Heinrich V., der kinderlos starb, erlosch das fränkische Kaiserhaus.
Der erste Kreuzzug 1006— 1000. Ursache und Folgen der
Kreuzzüge.] Schon Gregor VII. hatte den Gedanken gefaßt, das
heilige Land, das einst den oströmischen Christen von den Arabern
und diesen von den türkischen Seldschukken entrissen worden war,
wieder zu einemchristlichen Reiche zu machen. Er hoffte namentlich,
die Fehdelust des Adels, die durch den Gottesfrieden nur mühsam ge-
bändigt wurde, durch den Kampf mit dem Islam auf ein würdigeres
1) d. i. der Klerus einer Domkirche, etwa zwölf gelehrte Domherren, die
mit dem Bischof die geistlich-weltliche Regierung ausüben.
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