Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

Der dritte Kreuzzug 1189—1192. 55 
Römerzügen aber die Heeresverpflegung auf sich nehmen und dem 
Kaiser die wichtigsten Prozesse zur Entscheidung überlassen mußten. 
Auf dem sechsten friedlichen Römerzuge vermählte Friedrich I. 
seinen Sohn Heinrich (VI.) mit Konstanze, der normannischen Erbin 
von Unteritalien und Sizilien: diese Heirat schien dazu bestimmt, die 
kaiserliche Macht in Italien wieder mehr zu befestigen. 
[Unterwerfung Heinrichs des Löwen.] Inzwischen war 
Heinrich der Löwe namentlich auf Betreiben der ihm feindlichen 
Fürsten mehrmals zur Verantwortung vorgeladen und, als er nicht 
erschien, in die Reichsacht erklärt worden. Es folgte ein längerer 
Krieg, der 1180 damit endete, daß Friedrich den großen welfischen 
Besitz zerstückelte: Bayern kam an Otto von Wittelsbach, der öst- 
liche Teil Sachsens an Bernhard, Albrechts des Bären Sohn, und 
der westliche Teil (Westfalen) an den Erzbischof von Köln. Heinrich 
rettete eben nur seine Allodien, Braunschweig und Lüneburg, und 
zwar durch einen demütigen Fußfall, den er zu Erfurt vor dem 
Kaiser tat. Dieser konnte nun, nachdem sowohl in Italien als auch 
in Deutschland Ruhe und Ordnung eingetreten war, 1184 zu Mainz 
einen Reichstag abhalten, wie er prächtiger und glanzvoller selten 
stattgefunden hat. 
Der dritte Kreuzzug 1180— I102. [Tod Friedrichs I. — 
Säladin von Agypten.] Die Veranlassung zu dem dritten 
Kreuzzuge, dessen Führung Kaiser Friedrich I., Philipp II. 
August1) von Frankreich und Richard Löwenherz von England 
übernahmen, war die Eroberung Jerusalems durch Säladin, den 
mächtigen, übrigens hochherzigen Sultan von Agypten und Beherrscher 
von Syrien. Nachdem Friedrich I. sein vorzüglich ausgerüstetes Heer 
auf dem Landwege glücklich bis nach Cilicien gebracht hatte, fand er 
selbst 1190 in den Wellen des Saleph (Kalykadnus) einen jähen 
Tod. Das deutsche Heer löste sich fast auf, und nur ein kleiner 
Teil wurde von des Kaisers Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, 
der aber auch bald darauf starb, bis vor Akkon geführt. Diese 
Stadt ergab sich dann den zur See anlangenden Königen von Frank- 
reich und England; da aber beide seit langem entzweit waren, so 
hatte auch der dritte Kreuzzug wenig Erfolg: Philipp kehrte in die 
  
1) August war nicht der Vorname des Königs, sondern ein Ehrentitel 
(= Augustus).
	        
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