Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

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68 Adolf v. Nassau 1292—1298. Albrecht I. v. Österreich 1298—1308. 
[Der Landfriede.] Rudolf gab auf mehreren Reichstagen Land- 
friedensgesetze, zerstörte zahlreiche Burgen und ließ viele Raubritter 
hinrichten; aber er konnte doch nicht alle Fehden beilegen und mußte auch 
auf einen Römerzug verzichten, der ihm die Kaiserkrone eingebracht 
hätte. 
Adolf von Nassau 1292 —1298. Sein Versuch, Thüringen 
zu erwerben.] Der Graf Adolf von Nassau war ein ritterlicher 
aber machtloser Fürst. Um sich eine Hausmacht zu verschaffen, kaufte 
er von Albrecht dem Unartigen (degöner) die wettinische Landgraf- 
schaft Thüringen mit Meißeny, geriet aber mit Albrechts Söhnen 
Friedrich dem Freidigen (d. i. der Kühne) und Diezmann in 
einen langjährigen Krieg?). Als er überdies im Reiche immer selb- 
ständiger auftrat, bildeten mehrere Fürsten eine Verschwörung und 
setzten ihn widerrechtlich ab; er fiel bei Göllheim unweit von Worms 
im Kampfe gegen seinen Hauptfeind Albrecht von Osterreich. 
Albrecht I. von Osterreich 1298—1308. [Die Päpste in 
Frankreich.] Albrecht besaß wie sein Vater Rudolf von Habsburg 
nicht geringe Herrschergaben, war aber selbstsüchtig und persönlich 
unbeliebt. Da er von Bonifatius VIII. als „Mörder“ Adolfs 
von Nassau bezeichnet und nicht anerkannt wurde, schloß er sich an 
Philipp V. den Schönen von Frankreich an, der mit dem Papste 
ebenfalls in einen harten Kampf geraten war. Philipp hatte nämlich 
im Kriege gegen England auch die französische Geistlichkeit besteuert, 
ein Verfahren, das zwar die Zustimmung der Geistlichkeit, aber nicht 
die des Papstes fand. Dieser erklärte vielmehr 1302 in einer Bulles), 
die geistliche Macht stehe über Königen und Reichen; die Kirche sei 
ein Körper mit einem Haupt, nicht ein Mißgeschöpf (monstrum) mit 
zwei Häuptern, es gebe allerdings zwei Schwerter, ein geistliches und 
ein weltliches, aber jenes von der Kirche, dieses für die Kirche zu 
handhaben. Der Streit endete (1303) damit, daß der greise Papst 
von französischen Reitern in Anagni (südöstlich von Rom) plötzlich 
überfallen und ein Papst französischer Abkunft gewählt wurde, der seit 
1309 in Avignon (am untern Rhöneh) residierte und ebenso wie seine 
Nachfolger bis 1377 böllig unter französischem Einfluß stand; man 
  
1) Seit Heinrich Raspes Tode verbunden. « 
2) Der Krieg endete zwar für Adolf glücklich; aber Friedrich der Freidige 
eroberte unter Albrecht I. das wettinische Erbe fast ganz wieder zurück. 
3) Siehe S. 72 A. 2.
	        
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