Karl IV. 1347—1378. 71
hanns) eine Aussöhnung herbeizuführen, ein Bestreben, das der
französische König mit allen Mitteln zu hintertreiben verstand. Da
erklärten die Kurfürsten, gereizt durch die Eingriffe Frankreichs und
erbittert über den Widerstand der Kirche, 1338 in einer Zusammen-
kunft zu Rensei) bei Koblenz, daß ein von der Mehrzahl der Wahl-
fürsten gewählter König nicht der Bestätigung des römischen Stuhles
bedürfe; zugleich bestimmte Ludwig, daß jeder deutsche König auch
ohne päpstliche Krönung die Kaiserwürde besitze. Dieses Ereignis
fügte der Macht des päpstlichen Stuhles einen neuen Verlust zu
(vergl. § 52, Abs. 2).
[Die wittelsbachische Hausmacht.] Ludwig erwarb eine
großartige Hausmacht, indem er 1. die Mark Brandenburg, die
durch das Aussterben der Askanier erledigt worden war, 1323 seinem
unmündigen Sohne Ludwig verlieh; 2. das Herzogtum Nieder-
bayern mit seinem Stammlande Oberbayern vereinigte; 3. seinen
Sohn Ludwig von Brandenburg mit der Gräfin Margarete von
Maultasch?), der Erbin von Tirol, vermählte und 4. durch seine
Gemahlin die Grasschaft Holland erbte. Der wittelsbachische
Besitz reichte damit von der Nord= und Ostsee fast bis zum adriatischen
Meere und erregte bei den Kurfürsten einen solchen Neid, daß fünf
von ihnen in Karl IV., dem Sohne Johanns von Böhmensy, einen
Gegenkönig aufstellten. Dieser wurde aber erst dann allgemein an-
erkannt, als (1347) Ludwig gestorben war und der von der wittels-
bachischen Partei aufgestellte Gegenkönig Günther von Schwarz=
burg auf seine Krone verzichtet hatte!).
Karl IV. 1347—1378. [Die luxemburgische Hausmacht.] § 54.
Karl IV., gelehrt 5) und staatsklug, sorgte vor allem für eine Ab-
rundung und ausgezeichnete Verwaltung seines Geburts= und Erb-
landes Böhmen, mit dem er Mähren, die Oberpfalz, Schlesien,
die Lausitz und 1373 auch die Mark Brandenburg vereinigte;
letztere kaufte er für 500 000 Goldgülden dem Wittelsbacher Otto dem
——
1) Daher wurde später die Zusammenkunft Kurverein zu Rense genannt.
2) Maultasch war ein Schloß in Tirol.
3) Johann von Böhmen fiel 1346 in der Schlacht bei Crecy auf seiten
der Franzosen gegen die mit Ludwig verbündeten Engländer.
4) Günther starb schon 1349. In dieser Zeit, 1348, wurde Deutschland
durch den schwarzen Tod furchtbar verheert.
5*) Er sprach und schrieb fünf Sprachen.