Full text: Die deutsche und die brandenburgisch-preußische Geschichte. Erster Teil: Die deutsche Geschichte bis zum westfälischen Frieden. (1)

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74 Ruprecht von der Pfalz 1400—4410. Sigismund 1410—1437. 
Wenzel, der schwache und zuletzt unfähige und sittenlose Sohn 
Karls IV., fast ganz untätig. Seine Landfriedensgesetze, deren 
er mehrere gab, wurden um so weniger beachtet, als er selbst für die 
Städte gegen die Fürsten Partei nahm. Da er überdies, um sich 
Geld zu verschaffen, Reichsgüter verschleuderte, wurde er 1400 als 
„unnützlicher, versäumlicher Entgliederer des Reiches“ abgesetzt. König 
von Böhmen blieb er noch bis zu seinem Tode (1419). 
Nuprecht von der Pfalz 1400—1410. Drei Päpste und 
drei Könige.] Persönlich tüchtig, kam der Kurfürst Ruprecht von 
der Pfalz doch zu keinem Ansehen. In der Kirche und im Reiche 
herrschten traurige Zustände. Seit 1378 gaben sich die Römer wieder 
einen eigenen Papst neben dem in Avignon befindlichen. Das Konzil 
von Pisa sollte nun 1409 diese Spaltung (Schismal) beseitigen, 
setzte auch beide ab und wählte einen neuen Papfst, aber jene traten 
nicht zurück. So gab es 1410 drei Päpste und nach Ruprechts 
Tode auch drei Könige. Denn ein Teil der Kurfürsten wählte 
Wenzels Bruder Sigismund, ein anderer seinen Vetter Jödokus 
(Jobst) von Mähren, und Wenzel selbst hatte nicht abgedankt. Erst 
nach Jobsts Tode (1411) wurde Sigismund, ein eifriger aber un- 
steter und prunksüchtiger Fürst, allgemein anerkannt. 
Sigismund 1410—1437. [Das Konzil zu Konstanz 1414 
bis 1418.] Da der Wunsch nach einer kirchlichen Reform immer 
allgemeiner und lebhafter wurde, bewog Sigismund den Payst 
Johann XXIII. zur Einberufung eines großen Konzils, das dann 
1414 bis 1418 zu Konstanz (Kostnitz) tagte und von zahlreichen 
geistlichen Fürsten und theologischen Doktoren aller Nationen?) besucht 
war. Das Konzil stellte sich drei Aufgaben, von denen aber nur 
zwei (1 und 3) zur Erledigung kamen: 
1. Beseitigung der Kirchenspaltung (causa unionis). Die 
drei vorhandenen Päpste wurden zur Abdankung bestimmt oder abgesetzt, 
worauf ein neuer Papst, Martin V., allgemeine Anerkennung fand. 
2. Reform der Kirche (causa reformationis). Martin V. war 
ebenso wie viele andere Mitglieder des Konzils, die sich nach Rückkehr 
zur alten Gewohnheit sehnten, einer allgemeinen Reform der Kirche 
an Haupt (d. i. der Papst) und Gliedern (d. i. die übrige Kirche) 
1) Griech. Wort = Spaltung (der Kirche). 
2) Deutsche, Franzosen, Engländer, Spanier und Italiener; nach Nationen 
und nicht nach Köpfen wurde abgestimmt. 
 
	        
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