78 Friedrich III. 1440—1493.
2. Italien. Friedrich III. war der letzte deutsche König, der
in Rom die Kaiserkrone empfing (1451); Einfluß auf Italien erlangte
er aber nicht. Hier bestanden vielmehr seit dem Untergange der Hohen-
staufen sechs selbständige Hauptstaaten: a) der Kirchenstaat; b) Neapel,
bis 1442 unter dem Hause Anjon, dann unter einer aragonischen
Nebenlinie und seit 1504 ganz mit Spanien vereinigt; c) Florenz,
Mittelpunkt der Künste und Wissenschaften unter dem Hause der
Medici #meditschi); d) Mailand, zuerst unter den Viskonti, denen
Wenzel die Herzogswürde verlieh, und denen ohne Friedrichs III.
Einwilligung 1450 die Sforza folgten; e) der Freistaat Genua,
dessen goldenes Zeitalter das 13. Jahrhundert war: #) der Freistaat
Venedig, der größte Handelsstaat des Mittelalters.
3. Das oströmische Reich 1453. Die osmanischen Türken)
hatten schon 1357 (mit der Einnahme von Gallipöli) in Europa festen
Fuß gefaßt, waren 1396 nach der Besiegung Sigismunds, des
nachmaligen Kaisers, in der furchtbaren Schlacht bei Nikopöli an
der Donau bis nach Steiermark vorgedrungen und hatten das ost-
römische Reich allmählich so eingeschnürt, daß ihm zuletzt nur noch
die Stadt Konstantinopel übrigblieb, und auch diese fiel 1453 in
die Hände des Sultans Mehémed II. Niemand kam dem letzten
griechischen Kaiser, Konstantin Paläolögus, der aufs tapferste
kämpfend starb, zu Hilfe! Die Türken blieben aber noch bis ans Ende
des 17. Jahrhunderts ein beständiger Schrecken für Europa.
4. Das Ordensland Preußen 1466. Unter den Augen
Friedrichs III. wurde 1466 auch das deutsche Ordensland Preußen
zertrümmert, indem Westpreußen an Polen fiel und OÖstpreußen
unter polnische Lehnshoheit geriet.
5. Burgund 1477. Im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts
war, aus deutschen und französischen Lehnsgebieten gemischt, ein
burgundisches Mittelreich entstanden. Es wurde von einer Neben-
linie des französischen Königshauses regiert und durch Heiraten und
Kriege so vergrößert, daß es zuletzt vom Jura bis zur Nordsee reichte,
also auch die Niederlande und die Franche Comté umfaßte. Karl
der Kühne, Herzog von Burgund, beanspruchte daher den Königstitel,
und um diesen zu erhalten, verabredete er mit Friedrich III., daß
Maximilian, der Sohn des Kaisers, seine Erbtochter Maria heiraten
1) So genannt nach ihrem Stammhaupte, dem Turkomanenführer
Osman (1300).