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86 Karl V. 1519—1556.
Unterredung nach Leipzig aufforderte. Hier erschien als Vermittler
auch Luther, und indem er sich in den mehrwöchigen Wortkampf
mit Eck einließ, bestritt er nicht bloß den Primat (d. i. die Ober-
herrschaft) der Päpste und die Unfehlbarkeit der Konzilien, sondern
verteidigte auch gewisse Sätze des Hus. Eck betrieb darauf persönlich
in Rom die Verurteilung mehrerer Lutherscher Lehren.
[Bannbulle 1520.] Während Luthers weitere Schriften bei
der Masse des Volkes immer größern Beifall fanden, erschien 1520
eine päpstliche Bulle gegen ihn, die über 40 seiner Thesen verurteilte
und ihn mit dem Banne bedrohte, wenn er nicht binnen 60 Tagen
widerriefe. Luther antwortete am 10. Dezember mit der Verbrennung
der Bulle vor dem Elstertore in Wittenberg und riß sich damit für
immer von der päpstlichen Kirche los.
Karl V. 1519—1556. [Reichstag zu Worms 1521.] In-
zwischen war Karl V., der Enkel Maximilians I. und Sohn des schon
1506 verstorbenen Philipp I. des Schönen, zum Kaiser gewählt und
1520 gekrönt worden; er regierte von 1519—1556. Bei dem riesigen
Umfange seines Reiches (§ 59, 1), in dem, wie er sagte, die Sonne
niemals untergehe, hatte er eine gewaltige Aufgabe zu erfüllen, und
er kam ihr mit staatsmännischer Klugheit und unermüdlicher Tatkraft
nach. Aber für Deutschland hatte er nur ein halbes Herz, und
zumal die religiöse Bewegung erregte ihm als eifrigem Anhänger
der alten Kirche großes Mißfallen. Es war daher nur politische
Rücksicht, wenn er auf den ersten Reichstag, den er 1521 nach Worms
berief, auch den im päpstlichen Banne befindlichen Luther vorlud:
er stattete ihn mit einem Geleitbrief aus und forderte ihn auf, sich
vor „Kaiser und Reich“ zu verantworten. Da Luther erklärte, nur
den Gründen der Vernunft und der heiligen Schrift weichen zu wollen,
wurde er samt seinen Anhängern durch das Wormser Edikt in die
Reichsacht getan #g.
Die Reformation bis zum Reichstage in Augsburg 1530.
[Luther auf der Wartburg und in Wittenberg 1522.] Luther
wollte nach Wittenberg zurückkehren, als er unterwegs auf Friedrichs
des Weisen Befehl scheinbar überfallen und nach der Wartburg in
Sicherheit gebracht wurde. Hier lebte er ¾ Jahre unter dem Namen
1) Luthers angebliche Worte: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders,
Gott helfe mir, Amenl!“